Ernst Schubert, Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter

Zusammenfassung

Ernst Schubert ordnet sich mit dieser Problemanalyse in die Tradition der methodisch reflektierten Verfassungs- und Begriffsgeschichtsschreibung ein. Den Forschungen Otto Brunners folgend werden zentrale, in der Gegenwart durchaus geläufige und oft angewandte Kategorien der Historiographie auf ihre Anwendbarkeit überprüft und die „fragile Terminologie“ zur Diskussion gestellt. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht der für die mittelalterliche Verfassungsgeschichte anachronistische Begriff ‚Staat‘ bzw. ‚Territorialstaat‘: Das Kunstwort ‚Territorialstaat‘ — so Schubert — führt in die Irre; falsche Assoziationen stellen sich ein (S. 5). Von der Prämisse ausgehend, daß die verfassungshistorische Realität des Mittelalters nur mittels Termini erfaßbar sei, die aus den Quellen belegbar sind, werden neben dem Staatsbegriff solch vertraute Kategorien wie ‚Territorium‘, ‚Grenze‘, ‚Territorialpolitik‘, ‚Landstände‘, ‚Steuer‘, ‚Landeshoheit‘, ‚Hoflager/Residenz‘. ‚Gemeinnutz‘, ‚Untertan‘ und ‚Obrigkeit‘ sowie ‚Ordnung‘ und ‚policey‘ etymologisch überprüft. Aber auch Otto Brunners griffiger Terminus vom ‚Land‘ wird in die Diskursanalyse einbezogen. Freilich konstatiert Schubert in bezug auf Brunners ‚Land‘: Alle Versuche, eine klare Begrifflichkeit zu schaffen, sind zum Scheitern verurteilt (S. 61).