Südsee-Insulaner als Kunsttrophäen

Zusammenfassung

»Die Bedeutung der Ethnologie für die Geisteswissenschaften im Allgemeinen ist heute so glänzend praktisch bewiesen, daß es einer theoretischen Begründung nicht mehr bedarf.«¹ Mit diesem Diktum beginnt der Freiburger Privatdozent Ernst Grosse 1891 sein Plädoyer für eine Anwendung der »ethnologischen Methode« auch und gerade auf dem Gebiet der Ästhetik, welche, so Grosse, den erfolgversprechenden Verfahren der Ethnologie bisher »mit einer seltsamen Starrheit« den Rücken gekehrt habe. Grosse skizziert eine in Deutschland verkümmerte Traditionslinie einer ethnologischvergleichend ausgerichteten Ästhetik, die ihre Gewährsmänner in Abbé Dubos, in Taine und vor allem in Herder findet. Die inzwischen reichhaltige Kenntnis und Verbreitung »fremdländischer Kunsterzeugnisse« ermögliche heute eine differenzierte Betrachtung der kulturellen Bedingtheit ästhetischer Wahrnehmung und Produktion.² Gegenüber »der Nivellirungsarbeit der modernen internationalen Cultur« gelte es, die »typische ästhetische Empfänglichkeit eines Volkes« in ihrer raum-zeitlichen Beschränkung auszuloten.