Zusammenfassung
Lassen wir Monteverdi ein wenig gegen die Fakten der Geschichte, aber doch in Übereinstimmung mit der inneren Wahrheit der Gattung, als den ersten gelten, der die Kunstform Oper nicht nur begründet, sondern sie auch sofort auf einen Höhepunkt geführt hat, dann tritt diesem Wunder einer erfüllten Erfindung zugleich ein zweiter, staunenswerter Befund zur Seite: Die drei von ihm überlieferten Werke ergänzen sich thematisch wie auch in ihrem internen Verweisungszusammenhang. Der 1607 uraufgeführte Orfeo verarbeitet einen antiken Mythos, in dem der Sieg des Künstlers über die Leiden des Lebens, die Leiden der Liebe am Ende emphatisch gefeiert wird. Orpheus, der vielgeprüfte, der in der griechischen Sage sein Leben auf durchaus barbarische Weise verliert, weil er dem Gebot der Götter widerstand, wird bei Monteverdi von dessen Librettisten Alessandro Striggio durch Apoll zu den Göttern entrückt. Die Leiden des Lebens, die Versagung einer erfüllten Liebe transzendieren in der Oper zu einer sphärischen Harmonie, die allein aus den Fähigkeiten des Sängers, des Künstlers Orpheus erwächst: Die Kunst — so muß man die Botschaft Monteverdis wohl lesen — versöhnt am Ende die Kreatur mit allen erlittenen irdischen Schrecken, sie befördert, wenngleich nur metaphorisch und in utopischer Vision, die Versöhnung des geschundenen Subjektes mit sich selbst.1
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Weiterführende Literatur
Silke Leopold, Claudio Monteverdi und seine Zeit, Laaber 1993
Ulrich Schreiber, Die Kunst der Oper. Geschichte des Musiktheaters. Band I: Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution, Frankfurt am Main 1988
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Bermbach, U. (2003). Verstellen und Erkennen in Monteverdis Ulisse-Oper Über die christliche Aneignung des antiken Mythos. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Der moderne Komponist baut auf der Wahrheit«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02925-6_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02925-6_8
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01946-2
Online ISBN: 978-3-476-02925-6
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