Zusammenfassung
Georg Friedrich Händel hat uns mit Ariodante eine beklemmende Oper über zwischenmenschliche Grausamkeiten hinterlassen, die von verblüffender Aktualität für unsere Zeit ist. Sie beschränkt sich nicht auf die Erzählung einer Liebesgeschichte des jungen Paares Ginevra und Ariodante, dessen Glück durch die Intrige des Rivalen Polinesso zerstört wird und nur durch eine schicksalhaft anmutende Wendung eine neue Chance erhält. Die Oper beschreibt auch eine höfische Gesellschaft, die den Boden der humanen Werteorientierung verlassen und das rechte Maß im zwischenmenschlichen Umgang verloren hat. In ihr herrscht eine Atmosphäre des gegenseitigen Mißbrauchs und der zwischenmenschlichen Ausbeutung vor. Diese Gesellschaft wird sich selbst zerstören, wenn sie keine Rettung erfährt. Der König und seine Tochter Ginevra sind in dieser von Wertenihilismus und Übergriffigkeit gezeichneten Gesellschaft Gefangene. Der eigentliche Bösewicht, Polinesso, Herzog von Albany, ist nur eine personifizierte Übersteigerung dieser Gesellschaftsstruktur ohne Gesetz, Normen und Werte.
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Anmerkungen
Vgl. Alexander Thomas, Grundriß der Sozialpsychologie, Band 2: Individuum — Gruppe — Gesellschaft, Göttingen 1992.
Curd-Michael Hockel, Wenn ich ein Kind wäre…, in: Siegfried Höfling, Detlef Drewes, Irene Epple-Waigel (Hg.), Auftrag Prävention. Offensive gegen sexuellen Kindesmiß-brauch, München 1999, S. 21–29.
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Höfling, S. (2003). Eine Parabel über Werte und Normen Zum Sittenbild in Händels Oper Ariodante. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Der moderne Komponist baut auf der Wahrheit«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02925-6_16
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