Zusammenfassung
Johann Gottfried Herders lebenslange wissenschaftliche Beschäftigung mit der Entwicklung von Sprache und Denken gründete sich auf seine Rezeption einer fast unüberschaubaren Vielzahl zeitgenössischer und älterer Werke über diese Problematik. In der Editionsgeschichte setzt sich mehr und mehr die Tendenz durch, nicht nur die von dem jeweils zu edierenden Autor selbst erwähnte Literatur zur Kommentierung heranzuziehen, sondern auch Werke nach gleichen oder ähnlichen Gedanken zu befragen, die nicht expressis verbis genannt worden sind. Mit zunehmender Tiefe der quellenkritischen Untersuchungen verändert sich auch das Gesamtbild Herders: vom angeblichen Originalgenie und Theoretiker des Sturm und Drang nach dem Schulklischee hin zu einem polyhistorisch-enzyklopädisch gebildeten Aufklärer, dessen weitgehende innovatorische Wirkungen bedingt waren durch eine universelle Rezeption und produktive Verarbeitung des zeitgenössischen gesamteuropäischen Geistesschaffens und durch die Fortwirkungen von Antike, Scholastik und Renaissance.1 Gerade so hat er seine eigene Leistung selbst gesehen — nicht als gleichsam autochthones Genie, sondern als Glied in der so oft apostrophierten ›Kette der Tradition‹.
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Notizen
Vgl. Ralph Häfner, Johann Gottfried Herders Kulturentstehungslehre. Studien zu den Quellen und zur Methode seines Geschichtsdenkens (Studien zum 18. Jahrhundert, 19), Hamburg 1995.
In: Werner Krauss/Walter Dietze (Hg.): Neue Beiträge zur Literatur der Aufklärung, Berlin 1964, S. 289–316, 454–468. — Das 1973 in Bari erschienene Buch von Nicoiao Merker und Lia Formigari, Herder — Monboddo. Linguaggio e società, konnte ich wegen meiner Unkenntnis des Italienischen nicht rezipieren.
An Herder, 6. Oktober 1772; Johann Georg Hamann, Briefwechsel. Hg. von Walther Ziesemer und Arthur Henkel, Bd. 3, Wiesbaden (ab Bd. 5 Frankfurt a.M.) 1957, S. 16 f.
In: Gottfried Gabriel/Christiane Schildknecht (Hg.): Literarische Formen der Philosophie. Stuttgart 1990, S. 155–165.
Den aus der Ölmalerei stammenden Begriff hat m. E. zuerst Wolfgang Proß in intertextuellem Zusammenhang benutzt; vgl. Johann Gottfried Herder. Werke, hg. von Wolfgang Proß, Bd. 1, München, Wien 1984, S. 696.
Rudolf Haym: Herder, Bd. 2, Berlin 1954, S. 254.
James Boswell: Das Leben Samuel Johnsons und Das Tagebuch einer Reise nach den Hebriden. Aus dem Englischen von Jutta Schlösser (Bibliothek des 18. Jh.), Leipzig 1984, S. 491 f.
Vgl. Étienne Bonnot de Condillac: Essay über den Ursprung der menschlichen Erkenntnisse, übersetzt und hg. von Ulrich Ricken, Leipzig 1977, S. 43;
Werner Bahner: »Zum ideologiegeschichtlichen Kontext von Herders ›Abhandlung über den Ursprung der Sprache‹«. In: Johann Gottfried Herder: zum 175. Todestag am 18. Dezember 1978 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR), Berlin 1978, S. 93–107.
Ulrich Gaier: Herders Sprachphilosophie und Erkenntniskritik (Problemata, 118). Stuttgart-Bad Cannstatt 1988; FHA 1, S. 1277 f.;
John Ole Askedal: »Die Sprachzeichenkonzeption Johann Gottfried Herders in der ›Abhandlung über den Ursprung der Sprache‹«. In: Claus Altmayer/Armands Gutmanis (Hg.): Johann Gottfried Herder und die deutschsprachige Literatur seiner Zeit in der baltischen Region, Riga 1997, S. 112–133.
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Arnold, G. (2002). Monboddo die Palme?. In: Menges, K., Otto, R., Koepke, W. (eds) Herder Jahrbuch Herder Yearbook VI/2002. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02894-5_2
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