Zusammenfassung
Sosehr sich die Musikwissenschaft bemüht, ist es ihr doch nie gänzlich gelungen, den Ruch der Heroengeschichtsschreibung abzuschütteln. Selbst solche Begrifflichkeiten, die — anscheinend personenunabhängig — eine historische Objektivität und Notwendigkeit mit sich führen wie etwa der Adornosche „Materialfortschritt“, werden allzu gern an den Neuerungen einiger weniger Komponisten erläutert, so dass der Verdacht nahe liegt, dass das Erklärungsmodell von deren Leistungen abhängt, nicht aber diese Leistungen die Folge eines Objektiven und Notwendigen sind. Es wäre dann nur legitim, auf die Einzigartigkeit der großen Komponisten zu pochen, die nicht als Werkzeuge einer blind voranschreitenden Geschichte sich zeigten, sondern kraft willkürlicher Entscheidungen selbst Geschichte erzeugten.1 Ein derartiger Ansatz müsste die Nähe zur romantischen Genieästhetik aushalten, zumal diese untergründig in fast allen musikwissenschaftlichen Texten wirksam ist.
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Notizen
Vergleiche hierzu A. Meyer u. U. Scheideier (Hrsg.), Autorschaft als historische Konstruktion: Arnold Schönberg — Vorgänger, Zeitgenossen, Nachfolger und Interpreten, Stuttgart Weimar 2001.
W. Frisch, The early works of Arnold Schoenberg, 1893–1908, Berkely Los Angeles London 1993, S. 10.
P. Stefan, Vor fünfundzwanzig Jahren. Musik um die Jahrhundertwende, in: H. Heinsheimer u. R. Stefan (Hrsg.), 25 Jahre neue Musik. Jahrbuch 1926 der Universal-Edition, Wien 1926, S. 212–219.
G. Adler, Eine neue musikalische Vereinigung in Wien, in: Neue Freie Presse, Morgenblatt vom 1. 4. 1904, S. 1–3.
Durch den frühen Erscheinungstermin scheint der Artikel bislang unbemerkt geblieben zu sein. In zwei der ausführlicheren Publikationen zur „Vereinigung“ wird er zumindest nicht genannt, weder in: W. Pass, Schönberg und die „Vereinigung schaffender Tonkünstler in Wien“, in: Österreichische Musikzeitschrift 29, 1974, S. 298–303,
noch im Kapitel „Die Wiener ‚Vereinigung schaffender Tonkünstler‘“ in: M. Thrun, Neue Musik im deutschen Musikleben bis 1933, Bd. 1, Bonn 1995 (= Orpheus-Schriftenreihe zu Grundfragen der Musik 75), S. 37–41.
G. Adler, Eine neue musikalische Vereinigung in Wien, a. a. O., S. 2. Adler wurde schließlich selbst zur Mitteleinwerbung herangezogen, indem Schönberg ihn bat, bei potentiellen Mäzenen ein gutes Wort einzulegen. Siehe E. M. Ennulat (Hrsg.), Arnold Schoenberg correspondence: a collection of annotated letters exchanged with Guido Adler, Pablo Casals, Emanuel Feuermann and Olin Downes, Metuchen London 1991, S. 62 u. 66.
W. Reich, Arnold Schönberg oder der konservative Revolutionär, Wien 1968, S. 30–34.
E. Hilmar (Hrsg.), Arnold Schönberg. Gedenkausstellung 1974, Wien 1974, S. 182.
Der Brief ist in: P. Zukofsky (Hrsg.), Preliminary Inventory of Schoenberg correspondence, Los Angeles 1997 (= Journal of the Arnold Schoenberg Institute 18/19), S. 35, noch irrtümlich auf 1905 datiert. Der Inhalt lässt jedoch keinen Zweifel an der Datierung 1904. Alle Briefe Posas an Schönberg, deren Originale sich in der Library of Congress in Washington befinden, werden im Folgenden nach Kopien aus dem Arnold Schönberg Center, Wien, zitiert. Für die schnelle und unkomplizierte Bereitstellung der Scans danke ich der Archivarin des Schönberg Centers Therese Muxeneder.
Brief Posas an Schönberg, Langenwang, 5. 7. 1904. Der Brief ist wiedergegeben in: N. Nono-Schoenberg, Arnold Schönberg 1874–1951. Lebensgeschichte in Begegnungen, Klagenfurt 1992, S. 45. Tatsächlich wurde die Symphonia Domestica dann von Mahler dirigiert.
Vergleiche H. Weber (Hrsg.), Alexander Zemlinsky. Briefwechsel mit Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg und Franz Schreker, Darmstadt 1995 (= Briefwechsel der Wiener Schule, Bd. 1), S. 46 ff.
Zitiert nach M. Jestremski, E. Hilmar, Begegnung mit Arnold Schönberg, Katalog, Duisburg 1993, S. 60.
P. Stefan, Das Grab in Wien. Eine Chronik 1903–1911, Berlin 1913, S. 38.
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Behrens, W. (2003). „… Dieses Jahr war nicht verloren“. In: Wagner, G. (eds) Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02885-3_11
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