Sprachverwendung und Gruppenzugehörigkeit als Thema der Alten Komödie

Zusammenfassung

Die klassische Tragödie und die Alte Komödie gehören nicht nur der Zeit, sondern auch ihrem Wesen nach der Blüteperiode der attischen Demokratie an. Daß zugleich mit der Niederlage Athens im Peloponnesischen Krieg auch die hohe Zeit der dramatischen Gattungen zu Ende ging, ist nur einer unter vielen deutlichen Hinweisen auf den politischen Charakter dieser Dichtung, dem nachzuspüren man vollkommen zu Recht nie müde geworden ist. Der Einschnitt von 404 bedeutete freilich weder das Ende der Demokratie noch das des Dramas. Während aber die Demokratie als verbindliches politisches System bald wieder fest etabliert war und im wesentlichen wie zuvor funktionierte, vollzogen Tragödie und Komödie nachhaltige Wandlungen, wobei die Entwicklung der Komödie von der ‘Aχαία zur Μέση und später weiter zur Νέα besonders einschneidend war. Wenn die Alte Komödie also in irgendeinem Sinne politische Dichtung war, dann war sie sicherlich nicht eine Dichtungsform der Demokratie schlechthin. Vielmehr ist zu vermuten, daß sie in der Zeit vor der Niederlage in besonderer Weise mit bestimmten Aspekten der Demokratie verbunden gewesen ist, die über die bloße Tatsache der demokratischen Verfaßtheit Athens hinausgingen. Dabei wird man vorzugsweise an die radikale und machtvolle Ausgestaltung dieser Staatsform, an den Stolz der sie tragenden Bürger, ihren Glauben an die Überlegenheit ihrer Verfassung und an die mit dieser offensiven Haltung verknüpfte Notwendigkeit einer wirkungsvollen Außendarstellung gegenüber Verbündeten wie Gegnern denken, an Faktoren also, deren Bedeutung im 4. Jahrhundert deutlich abnahm.