Zusammenfassung
Davon, wer Cagliostro eigentlich gewesen sei, kann nicht mehr die Rede sein. Allein das, was man von ihm gesagt, erzählt, berichtet hat, ist von seiner historischen Person übriggeblieben. Cagliostro lebte vom Gerücht — und lebt als Gerücht fort. Seine Namen (und mit ihnen seine Existenzen) scheint er wie Kleider gewechselt zu haben. Er soll von Geburt Giuseppe Balsamo geheißen haben und ein Sizilianer niederer Herkunft gewesen sein (auf seiner Italienischen Reise besuchte Goethe Cagliostros Familie und zeichnete dessen Stammbaum ab, den ihm ein Anwalt aus Palermo gezeigt hatte1). Auf seinen Reisen, die ihn kreuz und quer durch Europa führen, tritt jedoch dieser Balsamo unter den verschiedensten Namen und stets mit dem Schmuck eines Adelstitels auf, am häufigsten läßt er sich den Grafen Cagliostro nennen: „[er] wechselte … von je her mit Namen. Er hats doch … selbst erzählt, daß er sich auf seinen Reisen bald Graf Harat, bald Graf Phönix, Marquis d’Anna genannt habe … auch Marquis de Pellegrini … Der Courier de l’Europe aber zeigt … als zuverlässig an, daß unser Abenteurer sich auf seinen ersten Reisen Balsamo genannt habe … nun nach Verlauf mancher Jahre [kommt er] unter dem Namen … Cagliostro wieder nach Paris …“2. Über seine Herkunft und sein Alter setzt er die unterschiedlichsten Geschichten in Umlauf: als man ihn 1785 in Paris verhaftet (auf Cagliostros Rolle in der sogenannten „Halsbandaffaire“ kommen wir noch zurück), gibt er zu Protokoll, er kenne weder den Zeitpunkt noch den Ort seiner Geburt oder seine Eltern.
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Notizen
Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Palermo und Cagliostro. Auszug aus dem Aufsatze des Baron Bivona, eines Palermitanischen Rechtsgelehrten, Joseph Balsamo genannt Graf Cagliostro betreff. In: Goethes poetische Werke. Vollständige Ausgabe. Bd. 9. Stuttgart 1953. S. 863–872. ders.: Italienische Reise ● Palermo, den 13. und 14. April 1787. In: Goethes poetische Werke. Bd. 9. S. 478–491.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. Seine Geschichte nebst Raisonnement über ihn und den schwärmerischen Unfug unsrer Zeit überhaupt. Königsberg 21790. S. 358f. Gleiches berichtet das Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo denominato il Conte Cagliostro. Che si è estratto dal Processo contro di lui formato in Roma l’anno 1790. E che puö servire di scorta per conoscere l’indole della setta de Liberi muratori. Roma 1791.
Memoire pour le Comte de Cagliostro, Accusé; contre M. le Procureur-Général, Accusateur; en présence de M. le Cardinal de Rohan, de la Comtesse de la Motte, & autres co-Accusés. Paris 1786.
Charlotta Elisabeth Konstantia von der Recke: Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau, im Jahre 1779, und von dessen dortigen magischen Operationen. In: Klaus H. Kiefer (Hg.): Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. München 1991. S. 20–143. Hier: S. 48.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 357.
Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo denominato il Conte Cagliostro. Deutsche Übersetzung in: Kiefer (Hg.): Cagliostro. S. 456–607. Hier: S. 486.
Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens. Hg. und eingeleitet von Erich Loos. Berlin 1964. Bd. XI, S. 194–198.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 398.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 333.
Von der Recke: Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau. S. 105–110.
Von der Recke: Nachricht von des berüchtigten Cagliostro Aufenthalte in Mitau. S. 114.
[Augustus Moszihsky:] Cagliostro in Warschau. Oder Nachricht und Tagebuch über desselben magische und alchymische Operationen in Warschau im Jahre 1780, geführt von einem Augenzeugen. Königsberg 1786. In: Kiefer (Hg.): Cagliostro. S. 149–174. Hier: S. 170f.
[Johann Joachim Christoph Bode:] Ein paar Tröpflein aus dem Brunnen der Wahrheit. Ausgegossen vor dem neuen Thaumaturgen Caljostros, Am Vorgebürge. Frankfurt a.M. 1781. In: Kiefer (Hg.): Cagliostro. S. 177–198. Hier: S. 181.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 363.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 364.
Bode: Ein paar Tröpflein aus dem Brunnen der Wahrheit. S. 181.
Casanova: Histoire de ma vie Bd. V, S. 144.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 394.
Vgl. dazu Goethe: Tag- und Jahreshefte ● 1805. In: Goethes poetische Werke. Bd. 8. Stuttgart 1952. S. 963–1330. Hier: S. 1135. Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 412f. Cagliostro in Warschau. S. 172.
Bode: Ein paar Tröpflein aus dem Brunnen der Wahrheit. S. 185.
Vgl. Klaus H. Kiefer: Nachwort. In: ders. (Hg.): Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Leipzig, Weimar 1991. S. 609–635.
Heinrich Funk (Hg.): Goethe und Lavater: Briefe. Weimar 1901. S 162.
Goethe: Tag- und Jahreshefte ● 1789. S.971.
Claus Süßenberger: Das große Rätsel seiner Zeit — Cagliostro. In: ders.: Abenteurer, Glücksritter und Mätressen. Virtuosen der Lebenskunst an europäischen Höfen. Frankfurt a.M., New York 1996. S. 191–252. Hier: S. 244.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 424.
Vgl. Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 336–338.
Cagliostro, einer der merkwürdigsten Abenteurer unseres Jahrhunderts. S. 405.
Die Literaturkritik nannte diesen Versuch bis zuletzt einhellig mißlungen (Lieselotte Blumenthal: Goethes „Großkophta“. In: Weimarer Beiträge 7 (1961) 1–26. / Leo Kreutzer: Die kleineren Dramen zum Thema Französische Revolution: Der Groß-Cophta, Der Bürgergeneral, Die Aufgeregten, Das Mädchen von Oberkirch. In: Walter Hinderer (Hg.): Goethes Dramen. Neue Interpretationen. Stuttgart 1980. S. 197–209. / Walter Müller Seidel: Cagliostro und die Vorgeschichte der deutschen Klassik. In: Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Festschrift für Richard Brinkmann. Tübingen 1981. S. 136–163. / Herbert Kraft: »… alle Jahre einmal als ein Wahrzeichen«. Goethes Lustspiel >Der Groß-Cophta<. In: Winfried Barner, Eberhard Lämmert, Norbert Oellers (Hg.): Unser Commercium. Goethes und Schillers Literaturpolitik. Stuttgart 1984. S. 275–288. / Winfried Schröder: Goethes „Groß-Cophta“-Cagliostro und die Vorgeschichte der Französischen Revolution. In: Goethe-Jahrbuch 105 (1988)181–211. / Lothar Ehrlich: Goethes Revolutionskomödien. In: Goethe-Jahrbuch 107 (1990) 179–199.) Erst zuletzt gab man vereinzelt anerkennende Beurteilungen des Stückes (Uta Treder: Wundermann oder Scharlatan? Die Figur Cagliostros bei Schiller und Goethe. In: Monatshefte 79 (1987) 30–43. / R. Hillenbrand: Cophtisches bei Goethe. In: Neophilologus 82 (1998) 259–278.)
Giacomo Casanova: Soliloque d’un penseur. Prague 1786.
Cagliostro in Warschau. S. 163.
Cagliostro in Warschau. S. 160.
Johann Wolfgang Goethe: Der Groß-Cophta. In: Goethes poetische Werke. Bd. 3. Stuttgart 1953. S. 859–975. Hier: S. 914.
Echte Nachrichten, von dem Grafen Cagliostro. Aus der Handschrift seines entflohenen Kammerdiensers. Berlin 1786.
Vgl. Memoire pour le Comte de Cagliostro, Accusé.
Zitiert nach: Hillenbrand: Cophtisches bei Goethe. S. 262.
Vgl. dazu auch Hillenbrand: Cophtisches bei Goethe. / Kiefer: Nachwort.
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Kleine-Roßbach, S. (2002). Larven — Rollen — Staffagen Cagliostro. In: Glaser, H.A., Kleine-Roßbach, S. (eds) Abenteurer als Helden der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02877-8_14
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Online ISBN: 978-3-476-02877-8
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