J. F. Reichardt -J. W. Goethe: Briefwechsel. Hrsg. von Volkmar Braunbehrens, Gabriele Busch-Salmen und Walter Salmen. Weimar 2002, X, 239 S.

Zusammenfassung

Rechtzeitig zum 250. Geburtstag des Komponisten, Musik- und Reiseschriftstellers Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) haben Volkmar Braunbehrens, Gabriele Busch-Salmen und Walter Salmen eine verdienstvolle Neuedition seines Briefwechsels mit Goethe vorgelegt. Mußte man die Korre-spondenz bislang aus der Weimarer Ausgabe und aus Max Heckers Erstveröffentlichung der Briefe Reichardts an Goethe (GJb 1925, S. 197–252) zusammenstellen, so wird der Briefwechsel jetzt erst-mals als geschlossenes Corpus präsentiert und durch einen neu aufgefundenen Brief Goethes ergänzt. Daß der Goethe-Reichardt-Briefwechsel mit seinen lediglich 62 erhaltenen Briefen nun ein respektables Buch ausmacht, verdankt sich mehr den einleitenden Essays und den eingehenden Kommentaren als der Korrespondenz selbst, die nach Umfang und Bedeutung Goethes Briefwechseln etwa mit Schiller und Zelter weit nachsteht. Denn die erhaltene Korrespondenz zwischen Goethe und Reichardt — Spiegel eines zwar langwährenden, aber oft getrübten und schließlich durch Goethe beendeten Verhältnisses — erreicht nur phasenweise die Qualität eines wirklichen ,Briefgesprächs‘: so etwa um 1793/94 und im Jahre 1801, als der von schwerer Krankheit genesene Goethe in seinem anrührenden Schreiben vom 5. Februar 1801 die herzliche Wiederannäherung des durch Französische Revolution und Xenien-Streit entfremdeten Reichardt angenommen hatte. Vielfach aber wollen es die menschlich-politischen Verwerfungen und die ungleiche Quellenlage, daß einer der beiden Briefpartner über ganze Strecken schweigt: aus den Jahren 1789 bis 1792 sind überhaupt nur Briefe Goethes überliefert, von 1802 bis zum Enddatum 1810 stehen dreißig Briefen Reichardts ganze drei Repliken Goethes gegenüber. Welche Briefe darüber hinaus erschlossen werden können, zeigt das Register der erhaltenen und verschollenen Briefe (S. 228–230).