Zusammenfassung
Denken wir uns, für einen Augenblick nur, gut 200 Jahre zurück, ins letzte Jahrzelmt des 18. Jahrhunderts. Nehmen wir an, ein zeitgenössischer Leser wolle das bereits berühmte Italien-Gedicht kennenlernen, das Goethe am Beginn des 3. Buches von Wilhelm Meisters Lehrjahre seine Roman-Figur Mignon singen läßt: „Kennst du das Land? wo die Zitronen blühn“. Unser kundiger Leser schlägt im zweiten Band der Erstausgabe des Romans nach, die 1795 bis 1796 bei Unger in Berlin in vier zierlich-eleganten Bänden im Klein-Oktavformat erschienen war1; dort findet er auf der Seite 7 mit den beiden ersten Strophen den Anfang des Gedichts — ohne Titel und ohne erläuternde Hinführung das Kapitel eröffnend.
Der Verfasser dankt Hannelore Schlaffer, Jörg Jochen Berns und Albrecht Schöne für kollegial gegebene Auskünfte.
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Notizen
Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. 4 Bde. Berlin 1795–1796 (= Goethe’s neue Schriften, Bd. 3–6. Auch als separate Roman-Ausgabe erschienen).
Zur zeitgenössischen Aufführungspraxis des Strophenliedes siehe die grundlegende Studie von Heinrich W. Schwab: Sangbarkeit, Popularität und Kunstlied. Studien zu Lied und Liedästhetik der mittleren Goethezeit, 1770–1814. Regensburg 1965; besonders S. 66–73.
Hannelore Schlaffer: Wilhelm Meister. Das Ende der Kunst und die Wiederkehr des Mythos. Stuttgart 1980, S. 160–165.
Flodoard Freiherr von Biedermann (Hrsg.): Johann Friedrich Unger im Verkehr mit Goethe und Schiller. Briefe und Nachrichten. Berlin 1927. — Der Briefwechsel Goethes mit dem Verleger und dem Verlagshaus Unger wird im folgenden nach dieser Ausgabe wiedergegeben. Der Briefwechsel ist auf Seiten Goethes unvollständig überliefert; der Inhalt von Goethes Briefen muß daher zum Teil aus Ungers Antworten erschlossen werden, was aber in bezug auf die Fakten keine methodischen Probleme aufwirft.
Johann Wolfgang Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Hrsg. von Hans-Jürgen Schings. München 1988 (= MA 5).
Johann Wolfgang Goethe: Wilhelm Meisters Theatralische Sendung. Wilhelm Meisten Lehrjahre. Unterhaltungen deutscher Ausgetvanderten. Hrsg. von Wilhelm Voßkamp u. Herbert Jaumann. Unter Mitwirkung von Almuth Voßkamp. Frankfurt/M. 1992 (= FA I, 9).
Philipp von Zesen: Die Adriatische Rosemund. Hrsg. von Volker Meid. Berlin, New York 1993. — Simson. Hrsg. von Volker Meid. Berlin 1970. — Assenat. Hrsg. von Ferdinand von Ingen. Berlin 1980.
Samuel Richardson: The History of Clarissa Harlow. Vol. 2. London 1902, S. 64–68; Noten S. 67. In der Nachfolge Richardsons nennt Busch (siehe Anm. 3 u. 17) das Romanfragment Geschichte der Fanny Wilkes (1766) von Johann Timotheus Hermes, Sophiens Reise von Memel nach Sachsen (1769–1773) desselben Autors und vor allem Johann Martin Miller mit seinem Siegwart von 1776.
Eduard Mörike: „Maler Nolten“.Novelle in zwei Theilen. Mit einer Musikbeilage. Stuttgart 1832. Die Musikbeilage ist als Broschüre separat gebunden. — Zwischen Goethe und Mörike liegt zeitlich Achim von Amims fast unbekannt gebliebener Roman Annuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores von 1810, der Musikbeilagen verschiedener Komponistinnen und Komponisten enthält. Vgl. Busch (Anm. 3), S. 15 ff.
Friedrich von Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen [1796], Notenbeilage S. 16. Zu Schillers Musenalmanachen allgemein vgl. Wolfgang Seyffert: Schillers Musenalmanache. Berlin 1913.
Johann Friedrich Reichardt (Hrsg.): Deutschland. 3. Bd., 4. Stück. Berlin 1796 — die Noten sind eingefügt zwischen S. 346verso und 347recto, Goethes Gedicht steht auf den Seiten 347–348.
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Brinkmann, R. (2002). Kennst Du das Buch? Oder: Die Vertreibung der Musiknoten aus „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. In: Golz, J., Leistner, B., Zehm, E. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02861-7_23
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Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-7400-1195-6
Online ISBN: 978-3-476-02861-7
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