Das Stammbuch des Benedict Christian Avenarius

Zusammenfassung

Erst seit etwa zwei Jahrzehnten werden Stammbücher systematisch bibliographisch erfaßt bzw. katalogisiert und damit der Forschung zur Verfügung gestellt. Inzwischen hat sich daraus eine lebhafte wissenschaftliche Diskussion über Funktion, Typen und Inhalte von Stammbüchern entwickelt. Obwohl es in den letzten Jahren Stammbucheditionen (meistens als Faksimile) gegeben hat, war der Anlaß doch häufig ein bibliophiler, denn das Stammbuch wird nach wie vor mehr als Rarität denn als kukurhistorische Quelle angesehen. Die vorliegende Edition des Stammbuchs des Benedict Christian Avenarius (1739–1826) scheint auf den ersten Blick diesen Eindruck zu bestätigen. Das Stammbuch liegt uns nicht nur im originalen Querformat vor, sondern auch das Äußere wird aufs genaueste mit dem braunen Ledereinband und seinem üppigen goldgeprägten Zierrat sowie den mit schönen Blumenmustern geschmückten Innendeckeln reproduziert. Die Faksimilierung der zwanzig handschriftlichen Einträge unterstreicht den Unikatcharakter dieser Quelle. Doch schon beim Blättern wird schnell deutlich, daß wir es hier mit einem Dokument zu tun haben, das sowohl für das Geistesleben der Stadt Braunschweig zur Zeit der Gründung des dortigen Collegium Carolinum als auch für die Kenntnis des zeitgenössischen kulturellen Horizontes sowie des Bildungslebens wichtige Auskünfte bereithält. Zudem haben historische Handschriften, besonders wenn sie wie im Fall von Stammbucheintragungen auf einen persönlichen Anlaß zurückgehen, zugleich ästhetische Aussagekraft, die uns in Zeiten einer formlosen und oftmals abbrevierten Kommunikation per e-mail oder SMS innehalten läßt.