Zusammenfassung
Bilder des Schreckens, wie sie Hans-Richter Brittnacher beschreibt,4 sind nicht nur konstitutive Momente des phantastischen Genres Horror; Bilder des Schreckens und, komplementär dazu, Bilder des Begehrens kennzeichnen die Phantastik in einem so ausgeprägten Maße, daß der Versuch einer Phänomenologie ihrer Bilder bzw. der Versuch einer Ikonographie ihrer Motive immer wieder zur ‚Versuchung’ der Phantastikforschung geworden ist, welche jene unerbittlich an die Grenzen des Begreifens führt. Solche Ansätze haben sich als ebenso problematisch erwiesen wie die Versuche einer davon absehenden allgemeingültigen Definition der Phantastik selbst, die zwischen einem zu eng gefaßten und einem zu weiten und damit heuristisch nicht mehr brauchbaren Begriff schwankt.5 Das Zielen auf ein Nicht-Begreifen-Können, auf das Versagen des rational-analytisch orientierten sprachlichen Diskurses vor dem im Phantastischen zur Anschauung Gebrachten scheint sich damit als dessen signifikantes Merkmal, wo nicht als dessen bewußt gesetzte Strategie abzuzeichnen.
Die Welt ist eben die Hölle, und die Menschen sind einerseits die gequälten Seelen und andererseits die Teufel darin.1
Das wahre Bild ist Kenntnis.2
Wie begreif ich jetzt die wunderlichen Bilder …3
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Arthur Schopenhauer: Aphorismus 156: Zur Lehre von den Leiden der Welt. In: Parerga und Paralipomena II, 1986, V, S. 354.
Michel Foucault: Nachwort zu Gustave Flaubert: Die Versuchung des Heiligen Antonius. Aus dem Französischen v. Barbara u. Robert Picht Frankfurt a.M. 1979, S. 217–251, hier S. 222. Der von Anneliese Botond übersetzte Text wurde im Original unter dem Titel Un fantastique du bibliothèque veröffentlicht.
Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Herausgegeben u. kommentiert v. Manfred Engel. Stuttgart 1997, S.154.
Marcel Brion: L’Art fantastique. 1961, S. 113–127
Paul Cézanne: La Tentation de Saint Antoine (1873–75); heute im Musée d’Orsay, Paris.
Vgl. Peter Gendolla: Phantasien der Askese. Über die Entstehung innerer Bilder am Beispiel der „ Versuchung des Heiligen Antonius“. Heidelberg 1991.
Joris-Karl Huysmans: Gegen den Strich. Übers, u. hrsg. von Walter Münz und Myriam Münz. Stuttgart 1992, S. 94.
Bosley Crowther: The Private Affairs of Bel Ami. Hier zitiert nach Laszlo Glozer: Westkunst -Zeitgenössische Kunst seit 1939. Köln 1981, S. 109. Diesen Hinweis verdanke ich dem freundlichen Entgegenkommen von Jürgen Pech, Leiter des Max-Ernst-Kabinetts der Stadt Brühl.
Zitiert nach E. Langui: Onze peintres modernes interprètent la Tentation de Saint Antoine. In: Les Arts plastiques. N° 3–4 (Bruxelles) 1947, S. 145–156, hier S. 149.
Vgl. Heike Hagedorn: Das Sprachgewebe der Bilder. Max Ernst undMathis Grünewald. Biographische Konstellation und Werk-Konfiguration. Frankfurt a.M. 1995.
Sigmund Freud: Der Wahn und die Träume in W. Jensens ‚Gradiva ’ mit dem Text der Erzählung von Wilhelm Jensen. Frankfurt a.M. 21981, S. 114.
Peter Weiss: Das grosse Welttheater (1937). Öl auf Holz 120x160 cm. Heute im Besitz des Moderna Museet, Stockholm.
Ernst Fuchs: Die Stadt II [aus dem Zyklus Die Stadt] (1946). Bleistift. 63 x 90 cm. Im Besitz der Ernst Fuchs Privatstiftung, Wien.
Peter Gric: Netzwerk (1994). Acryl, Collage, Öl auf Papier/Hartfaserplatte. 75 x 100 cm. Im Besitz des Künstlers.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Ivanović, C. (2003). Sprache und Sprachlosigkeit der Bilder. „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ im medienüberschreitenden Diskurs der Phantastik. In: Ivanović, C., Lehmann, J., May, M. (eds) Phantastik — Kult oder Kultur?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02835-8_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02835-8_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-45277-1
Online ISBN: 978-3-476-02835-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)