Zusammenfassung
Ein wichtiger Indikator, der die Veränderungen der ökonomischen und politischen Bedeutung der Stadt Bern während des Spätmittelalters aufzeigt, ist die langfristige Entwicklung ihrer Einwohnerzahl1. Nur bevölkerungsreiche Städte waren in der Lage, Einfluss auf die benachbarten Landgebiete auszuüben und eine aktive Rolle im Herrschaftsverband einer Region zu spielen. Neben der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Handwerkern und Kaufleuten bedeutete vor allem die Zahl der wehrpflichtigen Bürger und der Steuerzahler ein wichtiger Faktor, der es einer Stadtgemeinde ermöglichte, sich gegenüber Stadtherren und benachbartem Adel zu emanzipieren und als privilegierte Rechtskörperschaft eine eigenständige Politik zu betreiben. Die Grundlage für die Zunahme der Bevölkerung bildete dabei in Bern wie in anderen Städten die Zuwanderung vom Land2. Jede grössere mittelalterliche Stadt war wegen der im Vergleich zum Land höheren Mortalität und der geringeren Geburtenrate ihrer Bevölkerung auf einen stetigen Zuzug neuer Einwohner angewiesen3. Jeden Tag wanderten ausserdem Dutzende von Landbewohnern in die Stadt, um beispielsweise als Tagelöhner, Dienstknechte, Mägde oder Marktbesucher am kommunalen Wirtschaftsleben teilzunehmen. Gleichzeitig hielten sich die Stadtbewohner regelmässig in der Landschaft auf, wo sie Handelsgeschäfte tätigten, grund- und gerichtsherrliche Rechte ausübten oder einzelne Gewerbebetriebe wie Mühlen und Gasthäuser unterhielten.
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Endnotes
Emil Meynen (Hg.), Zentralität als Problem der mittelalterlichen Stadtgeschichtsforschung (Städteforschung, Reihe A: Darstellungen 8), Köln/Wien 1979; Ingomar Bog, Stadt-Land-Beziehungen und Zentralität als Problem der historischen Raumforschung, in: Historische Raumforschung 11 (1974), S. 19–48; sowie Michael Mitterrauer, Das Problem der zentralen Orte als sozial- und wirtschaftshistorische Forschungsaufgabe, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 58 (1971), S. 433–467. Für Süddeutschland vgl. die grundlegende Untersuchung von Kießling, Umland; sowie als Forschungsüberblick für die Schweiz Hans-Jörg Gilomen, Stadt-Land-Beziehungen in der Schweiz des Spätmittelers, in: Itinera 19 (1998), S. 10–48.
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Gerber, R. (2001). Die Stadtbevölkerung. In: Gott Ist Burger Zu Bern. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02827-3_2
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