Zusammenfassung
Johann Friedrich Reichardt, dem dreiundzwanzigjährigen „Musico zu Königsberg in Preußen“, wurde durch König Friedrich II. „die Gnade“ zuteil, am 1. Dezember 1775 als Kapellmeister an die italienische Hofoper in Berlin berufen zu werden. Am Christabend traf dieser an seinem neuen Wirkungsort ein, feierte bei seinen Gastgebern „noch den Rest der heitren Nacht“ und entfaltete unverzüglich bis kurz vor seinem Tode im Jahre 1814 eine ungewöhnlich rege Tätigkeit. Diese fand zwar nicht den Zuspruch aller Zeitgenossen; einig waren sich indessen seine Bewunderer wie auch die Kritiker, dass mit ihm ein „geistreicher, thätiger, vielgewandter Mann“ für die Residenz gewonnen worden war.1 Bereits kurz nach seiner Amtsübernahme gab es keinen gesellschaftlichen, publizistischen und musikalisch-praktischen Bereich, in dem er nicht seine Präsenz wahrnahm und mit eigenen produktiven Beiträgen mit-zuformen suchte. Kein Musiker seiner Zeit hat eine derartige Fülle an Publikationen vorgelegt und seine Stimme auch in politischen, ästhetischen oder pädagogischen Fragen vernehmlich gemacht. Sein Zeitgenosse Karl Friedrich Zelter umschrieb sein „unstätes“ Handeln in einem Brief vom 8. November 1815 an Goethe trefflich als eine ihm eigene „Treibseligkeit nach Außen“. Da sein reichhaltiges Werk, außer etlichen Liedern, Balladen und Deklamationen, nach seinem Ableben verklungen ist, sei anlässlich seines 250. Geburtstages am 25. November 2002 der Versuch gewagt, zu dieser tonangebenden Gestalt erneut eine Annäherung zu finden.
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Notizen
Dazu siehe W. Salmen, Johann Friedrich Reichardt. Komponist, Schriftsteller, Kapellmeister und Verwaltungsbeamter der Goethezeit, Freiburg i. Br. 1963, S. 22 ff.
H. M. Schletterer, Johann Friedrich Reichardt, Bd. 1, Augsburg 1865, S. 100.
D. Hertz, Die jüdischen Salons im alten Berlin, Frankfurt a. M. 1991, S. 121
F. Kopitzsch, „Freie Associationen“, „thätiger Gemeingeist“ und Aufklärung, in: Europa in der Frühen Neuzeit, Festschrift für Günter Mühlpfordt, Bd. 4, Weimar 1997, S. 661 ff.
A. Arnheim, Zur Geschichte der Liebhaberkonzerte in Berlin im 18. Jahrhundert, in: Jahresbericht der Gesellschaft zur Pflege altklassischer Musik 1912/13, S. 16
H. M. Schletterer, Johann Friedrich Reichardt, a. a. O., S. 356 sowie die Beiträge von Ingeborg Allihn und Gudrun Busch in: Fasch-Studien, Bd. VII, 1999, S. 138 ff.
Dazu vergleiche A. Georgi, Die Entwicklung des Berliner Buchhandels bis zur Gründung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler 1825, Berlin 1926
A. Potthast, Geschichte der Buchdruckerkunst zu Berlin im Umriß, Berlin 1926.
Siehe W. Salmen, Haus- und Kammermusik. Privates Musizieren im gesellschaftlichen Wandel 1600–1900, Leipzig 1969, S. 136 f.
Siehe die Auflistung der Beiträge bei R. Pröpper, Die Bühnenwerke Johann Friedrich Reichardts, Bd. 2, Bonn 1965, S. 19 ff.
Dazu siehe U. Tadday, Die Anfänge des Musikfeuilletons, Stuttgart 1993, S. 240 ff.
H. W. Schwab, Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen, Ausstellungskatalog, Heide in Holstein 1995, S. 103 ff.
A. Behr und A. Hoffmann, Das Schauspielhaus in Berlin, Berlin 1984, S. 31 f.
R. Freydank, Theaterleben in Berlin. Von den Anfängen bis 1945, Berlin 1988, S. 115 ff.
C. Henzel, Zwischen Hofoper und Nationaltheater. Aspekte der Gluckrezeption in Berlin um 1800, in: Archiv für Musikwissenschaft 50, 1993, S. 206 ff.
H. Unverricht, Das Berg- und Gebirgsmilieu und seine musikalischen Stilmittel in der Oper des 19. Jahrhunderts, in: Die Couleur locale in der Oper des 19. Jahrhunderts, hrsg. von H. Becker, Regensburg 1976, S. 100 ff.
Dazu siehe C. Henzel, Johann Friedrich Reichardt und die Opera seria, in: Musik als Text, Kongressbericht, Freiburg i. Br. 1993, S. 448 ff. sowie ders., Die italienische Hofoper in Berlin um 1800. Vincenzo Righini als preußischer Hofkapellmeister, Stuttgart 1994. — Aus der Tragedia lirica Rosmonda wurde in Berlin noch am 28. 10. 1818 in einem Konzert eine Arie von Herrn Eunike gesungen, siehe Allgemeine Musikalische Zeitung 20, 1818, Sp. 791.
Münchner Ausgabe der Werke Goethes, Bd. 20.1, 1991, S. 232 f. und S. 259.
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Salmen, W. (2001). Johann Friedrich Reichardt in Berlin. In: Wagner, G. (eds) Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02821-1_2
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