Zusammenfassung
Am Ende des zweiten Bildes des zweiten Aktes von Verdis Don Carlo hat gerade jene Strafaktion des Königs Filippo gegen die Contessa d’Aremberg stattgefunden, die als Hofdame der Königin diese allein gelassen und damit Carlo Gelegenheit gegeben hatte, seine einstige Verlobte und jetzige Stiefmutter Elisabetta unbeaufsichtigt zu sprechen. Elisabetta hatte versucht, die vom Hof verbannte Vertraute zu trösten (sie weiß, daß diese Bestrafung vor allem sie selbst treffen soll), und war abgegangen, auch die Hofgesellschaft war ihr gefolgt. Rodrigo, der Marchese di Posa, ist ebenfalls im Begriff, sich zu entfernen, da ruft ihn Filippo mit einem herrischen »Restate!« (Bleibt!) zurück. Dem darf sich niemand entziehen, aber Verdi (mit Verdi sind im folgenden auch immer seine französischen Librettisten Méry und du Locle gemeint, die aus Schillers dramatischem Gedicht ein außerordentlich differenziertes Opernlibretto geschaffen haben, als italienischer Bearbeiter auch Antonio Ghislanzoni) macht mit einer wichtigen Regiebemerkung klar, daß sich Posa von den anderern Höflingen durch ein bemerkenswertes Selbstbewußtsein unterscheidet, das im folgenden Gespräch die Grenze der Kühnheit streifen, ja auch übertreten wird. Es heißt da nämlich: »Rodrigo si ferma, piega un ginocchio a terra davanti al Re, poi s’avvicina ad esso e si copre il capo senz’alcun imbarazzo« (Posa beugt ein Knie zur Erde. Dann nähert er sich dem König und bedeckt das Haupt ohne jede Verlegenheit).
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Weiterführende Literatur
Anselm Gerhard/Uwe Schweikert (Hg.), Verdi-Handbuch, Stuttgart und Kassel 2001
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Fischer, J.M. (2002). Gespräche über abwesende Dritte Zu zwei zentralen Szenen in Verdis Don Carlo. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Die Wirklichkeit erfinden ist besser«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_27
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_27
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01870-0
Online ISBN: 978-3-476-02817-4
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