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Theater mit den Ohren betrachtet Klangstruktur und Dramaturgie in Wagners Lohengrin

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»Die Wirklichkeit erfinden ist besser«

Zusammenfassung

Der Stachel sitzt. Hinterlist und Heuchelei haben ihr erstes Ziel erreicht: »O nimmer! Ortrud! Harre mein! Ich selber laß dich zu mir ein!« Kaum hat Elsa gesprochen und den Söller verlassen, springt Ortrud, Friedrich von Telramunds Gattin, in »wilder Begeisterung« auf (zweiter Akt, zweite Szene). Gleichzeitig stürmen synkopierte Streichertriolen im gesteigerten Tempo durch das Orchester. Zu dem jagenden Rhythmus gesellt sich ein wilder, ungezügelter Fortissimo-Klang, in welchem sich Holzbläser, gestopfte Hörner und Tuba versammeln. Grell sticht der tiefe Ton der drei Oboen heraus. Ein Satansklang, der sich aufbäumt, bevor er sein Gesicht wechselt und in einen düsteren, dynamisch abgeschatteten Klang abrutscht. Zweimal noch bläht sich der Verband der Holzbläser mit aufsteigenden Schritten auf, bis tiefe an- und abschwellende Paukenwirbel die weiterjagenden Streichertriolen neu einfärben. Zusammen mit vereinzelten Einwürfen der Kontrabässe setzen sie einen Orgelpunkt, über welchem sich die Flöten, Oboen und Klarinetten in einem spannungsvollen Geschiebe zwischen drei Akkorden vereinen. Dann ist es soweit: Ortruds Tonart, das finstere fis-Moll, spätestens seit Carl Maria von Webers Freischütz das Klangsigel des Dämonischen schlechthin, bemächtigt sich des Orchesters. Sechsmal wird das Orchestertutti, in welches sich der geräuschhafte, scharfe Klang gestopfter Blechbläser einmischt, mit einem kurzen Auftakt angesprungen, wenn Ortrud das Götterpaar Wotan und Freia anruft: »Segnet mir Trug und Heuchelei, daß glücklich meine Rache sei!«

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Weiterführende Literatur

  • Carl Dahlhaus, Richard Wagners Musikdramen, München und Zürich 1988

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  • Egon Voss, Studien zur Instrumentation Richard Wagners, Regensburg 1970

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  • Helmut Lachenmann, Musik als existentielle Erfahrung. Schriften 1966–1995, hg. und mit einem Vorwort versehen von Josef Häusler, Wiesbaden 1996

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Hanspeter Krellmann Jürgen Schläder

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Zuber, B. (2002). Theater mit den Ohren betrachtet Klangstruktur und Dramaturgie in Wagners Lohengrin. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Die Wirklichkeit erfinden ist besser«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_12

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02817-4_12

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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