Zusammenfassung
Schaut man in einem unlängst erschienenen, ehrwürdigen Fachlexikon, dem Lexikon für Theologie und Kirche, unter dem Stichwort »Rheinland« nach, so wird dort von Norbert Schloßmacher ernüchternd festgestellt:
Ein politisch oder kulturell einheitliches Gebiet dieses Namens oder gar ein gesamtrheinischer Geschichts- und Kulturraum haben nie bestanden. Folglich gibt es kein gemeinsames rheinisches Bewußtsein von Konstanz bis Emmerich, dafür mehrere am Rhein aufgereihte Kulturprovinzen.1
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Anmerkungen
Norbert Schloßmacher: Rheinland, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. VIII, 1999, Sp. 1157–1159, Zitat: Sp. 1157.
Als Überblick zur Literatur bis etwa 1990/91: Armin Flender: »Region — Geschichte und Identität«. Eine kommentierte Auswahlbibliographie, in: Informationen zur Raumentwicklung 11 (1993), S. 793–800. Als interdisziplinäre Bilanz angelegt ist der Band von Gerhard Brunn (Hrsg.): Region und Regionsbildung in Europa. Konzeptionen der Forschung und empirische Befunde. Baden-Baden 1996 [= Schriften des Instituts für europäische Regionalforschungen, Bd. 1]. Eine Auflistung der umfangreichen einschlägigen Literatur unterbleibt hier aus Platzgründen.
Weiterführender Überblick zur Forschungslage: Celia Applegate: A Europe of Regions: Reflections on the Historiography of Sub-National Places in Modern Times, in: American Historical Revue 104(1999), S. 1157–1182. Als Versuch einer Zwischenbilanz für die Frühe Neuzeit und das 19. Jahrhundert: Stefan Brakensiek/Axel Flügel (Hrsg.): Regionalgeschichte in Europa. Methoden und Erträge der Forschung zum 16. bis 19. Jahrhundert. Paderborn 2000 [= Forschungen zur Regionalgeschichte, Bd. 34], hier besonders Axel Flügel: Regionalgeschichte in Europa — eine Nachlese, ebd. S. 275–292. Mit europäischer Perspektive zudem der Band Heinz-Gerhard Haupt/Michael G. Müller/ Stuart Woolf (Hrsg.): Regional and National Identities in Europe in the XIXth and XXth Centuries. The Hague 1998.
Anstelle weiterer Literatur nur der Hinweis auf den Sammelband von Rolf Lindner (Hrsg.): Die Wiederkehr des Regionalen. Frankfurt a.M./New York 1994. Dass die geschichtswissenschaftliche Debatte dabei sehr viel der Fachdiskussion der Geographen verdankt, sei wenigstens angemerkt. Vgl. als konziser Überblick: Hans Heinrich Blotevogel: Auf dem Weg zu einer »Theorie der Regionalität«: Die Region als Forschungsobjekt der Geographie, in: Brunn (Anm. 2), S. 44–68.
Aktuellster Überblick: Georg Kunz: Verortete Geschichte. Regionales Geschichtsbewußtsein in den deutschen Historischen Vereinen des 19. Jahrhunderts. Göttingen 2000, Einleitung, bes. S. 14 ff. [= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 138]. Die folgenden Ausführungen basieren z.T. auf dieser Darstellung.
Wichtige weitere Darstellung: Thomas Kühne: Die Region als Konstrukt. Regionalgeschichte als Kulturgeschichte, in: James Retallack (Hrsg.): Sachsen in Deutschland. Politik, Kultur und Gesellschaft 1830–1918. Bielefeld 2000, S. 253–263 [= Studien zur Regionalgeschichte, Bd. 14].
Vgl. exemplarisch und mit entsprechenden Ausführungen zu Hobsbawm: Detlev Briesen/Rüdiger Gans: Regionale Identifikation als »Invention of Tradition«. Wer hat und warum wurde eigentlich im 19. Jahrhundert das Siegerland erfunden?, in: Berichte zur deutschen Landeskunde 66 (1992), S. 61–73.
Peter Heil: Warum es keine Rheinland-Pfälzer gibt. Über die Beständigkeit und Wirkung älterer Regionalidentitäten in einem neuen Land, in: Michael Matheus (Hrsg.): Regionen und Föderalismus. 50 Jahre Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1999, S. 49–64, Zitat S. 56 [= Mainzer Vorträge, Bd. 2].
Vgl. für den Zeitraum bis 1990 den Beitrag von Beate-Carola Padtberg: Die rheinisch-preußische Geschichte zwischen 1815 und 1915 im Spiegel der Veröffentlichungen seit dem Ersten Weltkrieg. Ein Forschungsüberblick, in: Joseph Hansen: Preußen und die Rheinlande von 1815 bis 1915. Hundert Jahre politischen Lebens am Rhein. Hrsg. v. Georg Mölich. Köln 1990, S. 327–349; zudem: Auswahlbibliographie 1918–1990, ebd., S. 351–371.
Vgl. für das 19./20. Jahrhundert nur Max Braubach: Landesgeschichtliche Bestrebungen und historische Vereine im Rheinland. Überblick über ihre Entstehung und Entwicklung. Düsseldorf 1954; Klaus Pabst: Landesgeschichte und Geschichtsvereine im Rheinland, in: Geschichte im Westen 7 (1992), S. 28–39;
Franziska Wein: Deutschlands Strom — Frankreichs Grenze. Geschichte und Propaganda am Rhein 1919–1930. Essen 1992 [= Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, Bd. 33]; dies.: Der Rhein in der Landesgeschichte. Deutscher Strom oder europäische Achse?, in: Westfälische Forschungen 46 (1996), S. 177–185; Auf der Suche nach regionaler Identität. Geschichtskultur im Rheinland zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Bergisch Gladbach 1997 [= Bensberger Protokolle, Bd. 89].
Vgl. für andere deutsche Räume z. B. Celia Applegate: A Nation of Provincials. The German Idea of Heimat. Berkeley 1990 (zur Rheinpfalz);
Alon Confino: Konzepte von Heimat, Region, Nation und Staat in Württemberg von der Reichsgründung bis zum Zweiten Weltkrieg, in: Dieter Langewiesche/Georg Schmidt (Hrsg.): Föderative Nation. Deutschlandkonzepte von der Reformation bis zum Ersten Weltkrieg. München 2000, S. 344–359; ders.: Die Nation
Begrifflichkeit von Benedict Anderson: Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London 1983 (deutsch u. d. Titel: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines erfolgreichen Konzepts. Frankfurt a. M. 1988). Die Übertragung dieses Konzeptes auf die Region als Forschungsgegenstand ist mehrfach vorgeschlagen worden
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Mölich, G. (2001). Regionale Geschichtskultur ohne Geschichtsraum? Anmerkungen zum rheinischen Selbstverständnis in historischer Perspektive. In: Kortländer, B., Grimm, G.E. (eds) »Rheinisch«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02796-2_2
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