Zusammenfassung
Am 10. November 1834, sechs Wochen vor ihrem Freitod, hatte Charlotte Stieglitz in einem Gespräch mit ihrem Ehemann geradezu ahnungsvoll hervorgehoben: „Das Gefährliche an Hölderlin ist der Mangel an Vermitdung. Wie hat er gegessen? getrunken? gelebt? — In ihm ist nur Höhe der Begeisterung — dann ist er ein Gott — oder, wenn nicht mehr von dieser getragen, in totaler Abspannung, nichts mehr“.1 Diese Bemerkung, so bezeugen es ihre Tagebücher, war kritisch gegen ihren Gatten, den Dichter und Bibliothekar Heinrich Stieglitz gerichtet, der sich immer mehr in ideale Höhen aufzuschwingen glaubte und alle profane Lebenswelt darüber verlor.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Vgl. Elisabeth Bronfen: Nur über meine Leiche. Tod, Weiblichkeit und Ästhetik (1992). München 1996, S. 518.
Vgl. Olaf Briese: „Die Wehen der Zeit“. Der Freitod Charlotte Stieglitz’. — In: Aufbruch in die Bürgerwelt. Lebensbilder aus Vormärz und Biedermeier, hrsg. v. Helmut Bock/Renate Plöse. Münster 1994, S. 217ff.
Vgl. Bodo Freiherr von Maydell: Die Stieglitz aus Arolsen, ihre Vorfahren und Nachkommen. Neustadt a.d. Aisch 1960, S. 235.
Karl Gutzkow: Charlotte Stieglitz (1836). — In: ders.: Beiträge zur Geschichte der neuesten Literatur. Stuttgart 1936, Bd. II, S. 128.
Vgl. Hildegard Waldschmidt: Heinrich und Charlotte Stieglitz. — In: Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930, hrsg. v. Ingeborg Schnack. Marburg 1950, Bd. IV, S. 382.
Vgl. Adolf Berhard Marx: Erinnerungen. Aus meinem Leben. Berlin 1865, Bd. I, S. 199.
Leopold von Ranke: [Charlotte Stieglitz, Januar 1835]. — In: Walther Peter Fuchs und Theodor Schieder (Hrsg.): Leopold von Ranke: Aus Werk und Nachlass. München, Wien 1966, Bd. I, S. 178f.
Vgl. H[einrich] H]ubert] Houben: Jungdeutscher Sturm und Drang. Ergebnisse und Studien. Leipzig 1911, S. 454.
Vgl. Heinz Rölleke: Grimms „Sneewittchen“-Märchen (KHM 53). — In: Wirkendes Wort. Deutsche Sprache und Literatur in Forschung und Lehre 47. 1997, S. 84ff.
Vgl. Karl S. Guthke: Letzte Worte. Variationen über ein Thema der Kulturgeschichte des Westens. München 1990, S. 88f.
Vgl. Rainer Volp: Der Tod im Leben. Todesanschauungen um 1800. — In: Wie die Alten den Tod gebildet. Wandlungen der Sepulkralkultur 1750–1850, hrsg. v. Hans-Kurt Boehlke. Mainz 1979, S. 7.
Vgl. Philippe Ariès: Geschichte des Todes. München 1982, S. 820ff.; ders.: Studien zur Geschichte des Todes im Abendland. München 1976, S. 107ff. Besonders zur Literatur vgl. Thomans Anz: Der schöne und der häßliche Tod. Klassische und moderne Normen literarischer Diskurse über den Tod. — In: Klassik und Moderne. Die Weimarer Klassik als historisches Ereignis und Herausforderung im kulturgeschichtlichen Prozeß. Walter Müller-Seidel zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Karl Richter/Jörg Schönert, Stuttgart 1983, S. 409ff.
Vgl. Olaf Briese: Der Anspruch des Subjekts. Zum Unsterblichkeitsdenken im Jungen Deutschland. Stuttgart 1995, S. 7ff.
Vgl. Friedrich Sengle: Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen Restauration und Revolution. Stuttgart 1971ff. Bd. II, S. 783ff. — Zur umgekehrten Tendenz, zur Verklammerung von Tod, Schönheit und Schauer, vgl.
Mario Praz: Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik (1930). München 1988, S. 43ff.
Vgl. Klaus Schreiner: Der Tod Marias als Inbegriff christlichen Sterbens. Sterbekunst im Spiegel mittelalterlicher Legendenbildung. — In: Tod im Mittelalter, hrsg. v. Arno Borst/Gerhart von Graevenitz/Alexander Patschovsky/Karlheinz Stierle. Konstanz 1993, S. 261ff.
Vgl. Elisabeth Bronfen: Die schöne Leiche. Weiblicher Tod als motivische Konstante von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Moderne. — In: Weiblichkeit und Tod in der Literatur, hrsg. v. Renate Berger/Inge Stephan. Köln/Wien 1987, S. 98ff. Eine Bibliographie zum Thema „Frau und Opferung“ findet sich in: Schrift der Flammen. Opfermythen und Weiblichkeitsentwürfe im 20. Jahrhundert, hrsg. v. Gudrun Kohn-Waechter. Berlin 1991, S. 294f.
Vgl. Inge Rippmann: „… statt eines Weibes Mensch zu sein“. Frauenemanzipatorische Ansätze bei jungdeutschen Schriftstellern. — In: Das Junge Deutschland. Kolloquium zum 150. Jahrestag des Verbots vom 10. Dezember 1835, hrsg. v. Joseph A. Kruse/Bernd Kortländer. Hamburg 1987, S. 108ff.
Vgl. Marguerite Thibert: Le Féminisme dans le Socialisme Français de 1830 à 1850. Paris 1926, p. 3.
Vgl. Wulf Wülfing: Zur Mythisierung der Frau im Jungen Deutschland. — In: Zeitschrift für deutsche Philologie 99. 1980, S. 580. Zum weiteren Kontext distanzschaffender Mythisierungen im Hinblick auf die Geschlechterfrage: Camille Paglia: Die Masken der Sexualität (1990). Berlin 1992.
Vgl. Olaf Briese: Von der Unmöglichkeit, Held zu sein. Das Lucretia-Motiv im Vormärz. — In: Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Ästhetik 38. 1992, S. 407ff.
Heinrich Heine: Ueber die französische Bühne. Vertraute Briefe an August Lewald (1837). — In: DHA XII/I, 484.
Vgl. Jörg Traeger: Der Tod des Marat. Revolution des Menschenbildes. München 1986;
Arnd Beise: Charlotte Corday. Karriere einer Attentäterin. Marburg 1992, S. 95ff;
Beate Greisler: Charlotte Corday — Die Mörderin des Jean Paul Marat. Ein literarischer Diskurs über die Furcht. Bielefeld 1992, S. 39ff.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Briese, O. (2002). Charlotte Stieglitz (1806–1834). In: Hundt, I. (eds) Vom Salon zur Barrikade. Heine-Studien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02790-0_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02790-0_15
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01842-7
Online ISBN: 978-3-476-02790-0
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)