Der Weg aus dem 19. Jahrhundert (1896–1913)

Zusammenfassung

Die erste Gruppe von Texten, in denen Indifferenz als Thema des 20. Jahrhunderts literarisch gestaltet wird, umfasst mit Marcel Prousts L’Indifférent und Un Amour de Swann, Paul Valérys Monsieur Teste und Jean Giraudoux’ L’Ecole des indifférents Arbeiten, die im Zeitraum von 1896 bis 1913 veröffentlicht werden. Um zu zeigen, inwieweit sich die Autoren dem Gegenstand, seine Wirkmächtigkeit eher ahnend denn erkennend, jedoch noch aus der Perspektive des 19. Jahrhunderts nähern, soll es zunächst am literaturhistorischen Beispiel skizziert werden. Das konzeptionelle Verständnis von Indifferenz in den vorhergehenden Jahrhunderten erweist sich als gänzlich anders gelagert als das in den Texten des Untersuchungszeitraums dargestellte.¹ Dies zeigt ein kurzer Blick auf die disparate Darstellung der Thematik im 17. Jahrhundert: Descartes etwa verhandelt in seinen Méditations Indifferenz in Bezug auf die Freiheit der Entscheidung² (präzisiert werden die aufgestellten Thesen in seinen Briefen an Mesland³)und in Pierre Corneilles Komödie La Place Royale (1633) lässt sich das Thema mit Blick auf das Menschenbild der Klassik lesen.⁴ Indifferenz wird bei Corneille vor der Folie von raison und volonté verstanden und äußert sich in der Haltung, die der Einzelne dem Schicksal gegenüber einzunehmen vermag. Auch Mme de La Fayette wendet sich dem Thema wiederholt zu,⁵ indem sie es als Gegenmodell zur Liebe gestaltet,⁶ hierin stimmt sie mit der von Mlle de Scudéry im Kontext der Préciosité entworfenen Liebeskonzeption überein.