Zusammenfassung
Der Raum des Theaters, soweit erhalten oder überliefert, ist uns gegeben ohne das theatrale Ereignis, die Aufführung. Nicht zuletzt deshalb konzentrierte sich die frühe Theaterwissenschaft auf den Raum. Sie schien hier einen Gegenstand des Theaters gefunden zu haben, der sich nicht so leicht verflüchtigte wie die Aufführung. Will man jedoch etwas über die Zeit des Theaters sagen, muß man sich den Aufführungen zuwenden. Jenseits der Aufführungen gibt es zwar einen unlebendigen Theaterraum, aber keine Theaterzeit. Bezüglich der „Zeitlichkeit“ des Theaters hat Theo Girshausen folgende These aufgestellt:
Auch unter dem Aspekt der (ja etwa auch heideggerianisch zu verstehenden) »Zeitlichkeit« genommen, sind eben keine essentiellen, keine Wesensaussagen über das Theater möglich. Auch als Ereignis genommen, bleibt Theater dem geschichtlichen Wandel unterzogen. Geschichtliche Erfahrung bestimmt nämlich die jeweilige Art seiner Ereignishaftigkeit.239
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Notizen
Theo Girshausen, „Ereignis Theater“, in: Zeitlichkeiten — Zur Realität der Künste. Theater, Film, Photographie, Malerei, Literatur, hrsg. v. Theresia Birkenhauer u. Annette Storr, Vorwerk 8 (Traversen 3): Berlin 1998, S. 34–49, Zitat: S. 34
A.a.O., S. 34 f. Die Lessing-Zitate finden sich z.B. in: Gotthold Ephraim Lessing, Hamburgische Dramaturgie, hrsg. u. kommentiert v. Klaus L. Berghahn, Reclam (Universal Bibliothek, Nr. 7738 [8]): Stuttgart 1981, S. 12.
Vgl. Tycho v. Wilamowitz-Moellendorff, Die dramatische Technik des Sophokles, hrsg. v. Ernst Kapp, Weidmannsche Buchhandlung (Philologische Untersuchungen 22): Berlin 1917, S. 20 ff.
Max Ferdinand Gerhäuser hat anhand eines Modells mit Hilfe eines Besonnungsapparates versucht, die Beleuchtungsverhältnisse im Dionysostheater zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten künstlich nachzustellen. Für die seines Erachtens ungünstige Süd-Ost-Ausrichtung vieler griechischer Theater führt er kultische Gründe an. Vgl. Max Ferdinand Gerhäuser, Untersuchungen über die Spielmöglichkeiten in griechischen Theatern, Wissenschaftliche Buchgesellschaft (Sonderausgabe MCMLXIV, Reihe Libelli, Bd. CLI): Darmstadt 1964, bes. S. 40. Siegfried Melchinger ist wie Gerhäuser der Ansicht, daß die griechischen Tragiker und Regisseure ihre Inszenierungen auf die wechselnden Lichtverhältnisse hin ausgerichtet haben. Vgl. Melchingers Thesen zum Scheinwerfer Sonne: Siegfried Melchinger, a.a.O., S. 131–133.
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Heuner, U. (2001). Zur Wahrnehmung der Zeit. In: Tragisches Handeln in Raum und Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02775-7_7
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