Zusammenfassung

Zusammenfassung

Bereits mit dem Projekt ‘Mentalitätsgeschichte’ wurde für eine Methode geworben, die den Weg für ein ‘anderes Mittelalter’ ebnen sollte, wobei die Parameter der Mediaevistik von den Eckpfeilern der Herrschaftsgeschichte verschoben wurden in Richtung auf Personengruppen, die sich bislang im Abseits der Historiographie befunden hatten. Hier schon wurde der Blick umgelenkt auf kulturhistorische Zeugnisse und auf das imaginäre Substrat, das auch in ‘klassischen’ Quellen des Mittelalters erkundet werden konnte. Dies erforderte jedoch eine Praxis der Interpretation, wie sie von der traditionellen Mediaevistik indes immer noch argwöhnisch beobachtet wird. Die Konzentration auf die symbolischen Ordnungen, auf die sich eine Analyse kultureller Repräsentationen und die Rekonstruktion von Bedeutungen verwiesen sieht, erfordert nämlich, Anleihen bei anderen wissenschaftlichen Diskursen zu machen. Um aber Sinnproduktionen der Vergangenheit im Hinblick auf deren Konstituenten transparent machen zu können, muß darüberhinaus der Versuchung widerstanden werden, den kulturhistorischen Gegenstand mit den jeweils zeitgenössischen Sinnkonstituenten des Historikers zu beschreiben und zu weiten. Der Historiker hat von einer grundsätzlichen Andersheit der symbolischen Ordnung, innerhalb derer sein Untersuchungsobjekt steht, auszugehen. Nur so kann verhindert werden, in der kulturellen Praxis einer Gesellschaft lediglich einen Spiegel der bereits eruierten politischen und ökonomischen Verhältnisse zu sehen.