Zusammenfassung
Im Zuge der Ausbildung einer subjektiven Schreibweise beginnt das hyperbolische Verfahren seinen engen schriftlichen Wirkungsbereich zu erweitern und die Litura des Namens auf verschiedene materiale Erscheinungsformen zu projizieren. Dabei bleibt sich aber die Funktionsweise des Verfahrens, Vermerkung einer Tilgung, Registrierung eines Palimpsests und Gestaltung des Anderen, völlig gleich. Der Beginn des in den Jahren 1916/17 entstandenen Prosafragments Ugrino und Ingrabanien — „Ich habe auf dem Grunde meiner Seele eine Welt; aber es ist, als sei sie zertrümmert und zerschlagen, weil sie von hoch herabfiel“ (Jahnn I, 1201)1 — zeigt an, daß die tilgende Litura vom Verfahren nicht mehr — wie in der frühen dramatischen Prosa — nur personifizierten Stellvertretern zugeordnet wird, sondern sich allmählich zu einer überindividuellen fragmentierenden Grundformation des Bewußtseins entgrenzt hat. Diese Erweiterung wird programmatisch zum Anlaß genommen, einen phantastischen dezentralen Weltentwurf freizulegen und auf den Gebieten, in die sich das Verfahren einschaltet — Architektur, Musik, Orgelbau und weiterhin die Schrift —, das Merkmal des Zerschlagenen zum Ausgangs- und Fluchtpunkt einer hyperbolischen Vorgehensweise zu machen.1 Aus ihrer dezentralen Perspektive soll im Folgenden beschrieben werden, wie das Verfahren aus dem engen Bereich der dramatischen Schreibweise herausdrängt, um in zeichnerischen und kompositorischen Entwürfen aktiv zu werden.
Steh, stehe fest, wie das Gewölbe steht, Weil seiner Blöcke jeder stürzen will!
H. v. Kleist
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Notizen
Günter Polenz: Geschichte einer Orgelruine, Musik-Feature (MDR, 31.7.1997).
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Hengst, J. (2000). Schrift-Räume, -Klänge, -Automaten. In: Ansätze zu einer Archäologie der Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02740-5_10
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