Zusammenfassung
Im Herbst 1888 hat Nietzsche die Materialien, die er seit dem Sommer 1887 in den Heften der W II-Reihe gesammelt hatte, verbraucht. Mit seiner Kritik des Christentums im »Antichrist« hatte er, entgegen allen früheren Plänen, die ›Umwerthung aller Werthe‹ bereits abgeschlossen. Noch im September 1888 war der »Antichrist« nur das erste von vier Büchern zu diesem Thema:1
Der Antichrist
Der Freigeist
Der Immoralist
Dionysos. Philosophie der ewigen Wiederkunft.
Im Antichrist selbst hat Nietzsche nur an einer einzigen Stelle eine Spur gelegt, wo denn Dionysos und seine Philosophie geblieben seien. Die christliche Religion — wirklichkeitsfeindlich, schädlich, lebensvergiftend, wie sie sei, — könne, so vermutet Nietzsche, vielleicht ein »Schauspiel für Götter« sein:2 »für jene Gottheiten, welche zugleich Philosophen sind, und denen ich zum Beispiel bei jenen berühmten Zwiegeprächen auf Naxos begegnet bin.« Niemals war Nietzsche in Griechenland gewesen, geschweige denn auf Naxos. Die »Gottheiten«, die sich einst auf Naxos trafen, sind Ariadne, die mit Theseus von Kreta nach Athen segelte, und Dionysos. Aber welche »Zwiegespräche« meint Nietzsche? Wo hat er in seinem Spätwerk den »Dionysos philosophus« versteckt?
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Literatur
Quellen: Podach, Erich F.: Friedrich Nietzsches Werke des Zusammenbruchs, Heidelberg 1961 (mit aufschlußreichen Anmerkungen zur Editionsgeschichte). — (a) »Dionysos-Dithyramben«:
Groddeck, Wolfram: Friedrich Nietzsche — «Dionysos-Dithyramben«, 2 Bde., 1991 (mit Faksimile-Edition der Texte), (b) »Götzen-Dämmerung«:
Montinari, Maz-zino: Nietzsche lesen: Die Götzen-Dämmerung, in: NSt 13 (1984) 69–79.
Dionysos-Mythos: Burkert, Walter: Griechische Mythologie und die Geistesgeschichte der Moderne, in: Les Études classiques au XIXe et XXe siècles: leur places dans l’histoire des idées, prép. par Willem de Boer 1979, S. 159–207 (Fondation Hardt, Entretiens 26; mit Diskussion);
Frank, Manfred: Der kommende Gott. Vorlesungen über die Neue Mythologie, I. Teil, Frankfurt/M. 1982; ders.: Gott im Exil. Vorlesungen über die Neue Mythologie, II. Teil. Mit Beiträgen von Rolf Kauffeldt und Gerhard Plumpe, Frankfurt/M. 1988.
Nietzsche und die ›Ariadne‹ Cosima Wagner: Cosima Wagner: Briefe und Aufzeichnungen 1883–1930, hrsg. v. Dietrich Mack, München/Zürich 1980. — Gregor-Dellin, Martin: Richard Wagner, 1980;
Podach, Erich F.: Nietzsches Ariadne, in: ders., Ein Blick in Notizbücher Nietzsches: Ewige Wiederkunft — Wille zur Macht — Ariadne. Eine schaffensanalytische Studie, Heidelberg 1963, S. 115–128;
Weigand, Hermann: Nietzsche’s Dionysus — Ariadne Fixation, in: The Germanic Review 48 (1973) 99–116;
Ross, Werner: Der wilde Nietzsche oder Die Rückkehr des Dionysos, Stuttgart 1994 (bes. S.165 ff. zu Catulle Mendès).
Nietzsches Krankheit und Zusammenbruch: Moebius, P.J.: Über das Pathologische bei Nietzsche, Wiesbaden 1902;
Köhler, Joachim: Zarathustras Geheimnis. Friedrich Nietzsche und seine verschlüsselte Botschaft, Nördlingen 1989;
Podach, Erich F.: Nietzsches Zusammenbruch, Heidelberg 1930; ders.: Der kranke Nietzsche. Briefe seiner Mutter an Franz Overbeck, Wien 1937;
Volz, Pia Daniela: Nietzsche im Labyrinth seiner Krankheit. Eine medizinisch-biographische Untersuchung, Würzburg 1990 (gleichzeitig Diss. Tübingen).
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Cancik, H. (1995). »Was ich den Alten verdanke«. In: Nietzsches Antike. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02715-3_11
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