Zusammenfassung
Das oft beschworene Bild von den »Goldenen Zwanziger Jahren« trügt. Am Anfang der Weimarer Republik stand der militärische und politische Zusammenbruch des Kaiserreichs als Folge des zwar mit Begeisterung begonnenen, aber zuletzt verlorenen Weltkriegs, die Erschütterung traditioneller Werte und Normen und die gescheiterte Novemberrevolution von 1918 — am Ende der Verfall der Demokratie und die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933. Die Tatsache, dass die neuen demokratischen Herrschaftsformen, die an die Stelle der abgewirtschafteten alten monarchischen Ordnung getreten waren, nicht auf einem klaren Willensbildungsprozess der Bevölkerung beruhten, sondern sich als Ergebnis des militärischen Zusammenbruchs einstellten, erwies sich als eine nicht minder schwere Hypothek für die politische Zukunft wie die Tatsache, dass der Bruch mit der alten Ordnung in der Realität nicht so radikal vollzogen wurde, wie er in der Verfassung kodifiziert worden war. Tatsächlich lebten die antidemokratischen Traditionen des Kaiserreichs und des alten Obrigkeitsstaats in der Weimarer Republik in sehr viel stärkerem Maße fort, als dies Zeitgenossen auf den ersten Blick deutlich gewesen sein mag. In den fünfzehn Jahren ihres Bestehens wurde die erste Republik auf deutschem Boden — wenn man von der Mainzer Republik 1792/1793 absieht — von schweren Krisen geschüttelt: Kapp-Putsch (1920), Ruhrkampf (1920), Hitler-Ludendorff-Putsch (1923), Inflation, Weltwirtschaftskrise und das wachsende Heer von Arbeitslosen nach 1929 waren äußere Anzeichen einer strukturellen Krise, der die Weimarer Republik schließlich zum Opfer fallen sollte.
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Beutin, W. et al. (2001). Literatur in der Weimarer Republik. In: Deutsche Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01789-5_9
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