Zusammenfassung
Zu Recht ist das 18. Jahrhundert von den Zeitgenossen und später von Historikern als eine Epochenwende und als Beginn der modernen Zeit empfunden worden. Das deutsche Reich war seit dem Dreißigjährigen Krieg in eine Vielzahl von kleinen und kleinsten Territorien zersplittert und ähnelte mehr einem »Monstrum« (S. Pufendorf) als einem modernen Staat. Neben über dreihundert souveränen Territorien gab es eine Fülle von halbautonomen Gebieten und Städten, die eine kaum zu entwirrende Parzellierung des Reichsgebietes bewirkt hatten. Die Reichsgewalt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation — so der offizielle Titel — lag zwar bis zum Jahr 1806 beim deutschen Kaiser, sie war aber auf ganz wenige Rechte beschränkt und hatte eine mehr symbolische Bedeutung. Die wichtigen politischen Entscheidungen lagen bei den einzelnen Territorialstaaten, die ihre Gesetzgebung, Gerichtsbarkeit, Landesverteidigung, Polizeigewalt (einschließlich der Zensur) usw. unabhängig von der Reichsgewalt ausübten. Das Reich war wenig mehr als eine ›formelle Klammer‹, die das »Monstrum« nur mühsam zusammenhielt. Es gab kaum einen zeitgenössischen Schriftsteller, der sich nicht über die ›Quadratmeilen-Monarchen und Miniaturhöfe‹ lustig machte und nicht die ›Gräuel der deutschen Vielherrschaft‹ beklagte. Man kann das System von kleinen und kleinsten Fürstentümern eigentlich nur als eine Duodezgroteske bezeichnen, die — das sollte man nicht vergessen — zu Lasten der Bevölkerung ging.
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Beutin, W. et al. (2001). Aufklärung. In: Deutsche Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01789-5_4
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