Zusammenfassung
Anders als sein zeitweiliger Bewunderer Friedrich Nietzsche behauptete Richard Wagner nie, auf Anhänger verzichten zu können. Er versammelte um sich den vielleicht ergebensten Kreis von Verehrern, den es in der Musikgeschichte je gegeben hat. Die eifrigsten unter seinen Schülern priesen ihn sowohl als Gesellschaftsphilosophen wie als Musiker. Sie glaubten an sein Ideal, die gesamte gesellschaftliche und politische Ordnung durch die gestaltende Kraft von Kunst zu reformieren. Bayreuth wurde als hauptsächlicher Sammelpunkt der Wagnerianer von den letzten Lebensjahren Wagners bis zum Dritten Reich zum Mittelpunkt dieser Gedankenwelt, dieses Kultes. Wenn schon das geistige Erbe, das Wagner seinen Anhängern vermachte, im Elinblick auf seine gesellschaftlichen und politischen Weiterungen zweifellos problematisch war, so bedeuteten Interpretation und Umgang der Bayreuther Jünger mit diesem Erbe ein noch größeres Problem. Der Einsatz dieser Wagner-Jünger zugunsten des Meisters mag als Bestätigung für Nietzsches Warnung vor den Gefahren der Bildung einer eigenen Schule dienen.1
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Notizen
Für Studien zur Bedeutung des Bayreuther Kreises vgl. David C. Large, Wagner’s Bayreuth Disciples in: Wagnerism in European Culture and Politics, hrsg. von David C. Large und William Weber, Ithaca, New York 1984, S. 72–133
Winfried Schüler, Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ara. Wagnerkult und Kulturreform im Geiste völkischer Weltanschauung, Münster 1971.
Die beste Biographie Chamberlains stammt von Geoffrey G. Field, Evangelist of Race. The Germanic Vision of Houston Stewart Chamberlain, New York 1981.
Vgl. auch Roderick Stackelberg, Idealism Debased. From Völkisch Ideology to National Socialism, Kent, Ohio 1981, S. 105–154.
Houston Stewart Chamberlin [im folgenden HSC], Richard Wagner, München 1896, S. 17.
HSC, Lebenswege meines Denkens, München 1917, S. 193f.
HSC, Notes sur Parsifal in: La Revue wagnérienne, August 1886, zitiert in Field, S. 68 (deutsche Übersetzung DG).
Eine scharfsichtige Studie der Wagner-Verehrung in Österreich, vor allem in Wien, stammt von W. J. McGrath, Dionysian Art and Populist Politics in Austria, New Haven 1974.
HSC an Cosima Wagner, Brief vom 26. Oktober 1891, in: Cosima Wagner und Houston Stewart Chamberlain im Briefwechsel, 1888–1908, hrsg. von Paul Pretzsch, Leipzig 1934, S. 243–244. [Dieser Nachweis laut Field, a. a. O., S. 110, Rückübersetzung aus dem Englischen.]
Ferdinand Praeger, Wagner wie ich ihn kannte, Leipzig 1892.
HSC, Ferdinand Praegers tWagner wie ich ihn kanntet, in: Bayreuther Blätter (1893).
HSC, Richard Wagner, München 1896.
HSC, Richard Wagner, in: Revue des deux Mondes, 15. November 1893
HSC, The Personal Side of Richard Wagner und How Richard Wagner Wrote His Operas, in: Ladies Home Journal, November 1898.
HSC, Musikausstellung und Festspiele, in: Bayreuther Blätter (1892)
HSC, Bayreuth und die Kritik, in: Deutsche Revue, August 1897.
HSC, Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts, 2 Bde., München 1899.
Henry Thode, Literarisches Zentralblatt für Deutschland (Leipzig) 51/1900, S. 438.
HSC, Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts, dritte Auflage München 1901, I, XIV. (Rückübersetzung aus dem Englischen.)
HSC, Kriegsaufsätze, München 1915, S. 60.
HSC, England und Deutschland, in: München-Augsburger Abendzeitung, 9. September 1915. Rückübersetzung aus dem Englischen.
Die beste Arbeit über Deutschlands »Neue Rechte« zur Weimarer Zeit ist nach wie vor Klemens von Klemperer, Germany’s New Conservatism. Its History and Dìlemmma in the Twentienth Century, Princeton 1957.
Alfred Rosenberg, Houston Stewart Chamberlain ah Verkünder und Begründer der deutschen Zukunft, München 1928.
Joseph Goebbels, Tagebucheintrag für den 8. Mai 1926, in: Die Tagebücher von Joseph Goebbels, hrsg. von Elke Fröhlich im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und in Verbindung mit dem Bundesarchiv, Teil I, Aufzeichnungen 1924–1941, Band 1 27. Juni 1924 bis 31. Dezember 1930, München, New York, London und Paris 1987, S. 178.
Zitiert in Peter Padfield, Himmler, New York 1993, S. 54. Rückübersetzung aus dem Englischen.
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Large, D.C. (2000). Ein Spiegelbild des Meisters?. In: Borchmeyer, D., Maayani, A., Vill, S. (eds) Richard Wagner und die Juden. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01720-8_9
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