Ludwig XV. und seine Zeit

Zusammenfassung

Der Tod des Sonnenkönigs bedeutet zu Recht den Abschluß einer Epoche der Dominanz französischer Kulturvorstellungen, oder des „grand siècle“, wie Voltaire diesen Zeitabschnitt genannt hat. Der Nachfolger des „roi soleil“ ist Ludwig XV. (1715–1774), ein Urenkel Ludwigs XIV., der aufgrund seines jungen Alters von erst 5 Jahren die Regierungsverantwortung in die Hände insgesamt dreier Regenten legen muß. Heine erwähnt die Régence oder die Regenten, die die Amtsgeschäfte anstelle des Königs wahrnahmen, nicht: 1715 bis 1723 Herzog Philipp von Orléans; darauf folgt 1724 Herzog Ludwig-Heinrich von Bourbon-Condé, der 1726 entlassen und durch den Kardinal André-Hercule de Fleury, den Erzieher des Königs, ersetzt wird, und der 1743 stirbt. Die politischen Hauptereignisse der Zeit Ludwigs XV. sind schnell umrissen: Im Staatsinneren bedürfen die ungeheuren Haushaltsdefizite einer dringenden Sanierung. Der aus Schottland stammende John Law unternimmt diesen Versuch mit der Ausgabe von Papiergeld und Aktien, deren Wert allerdings durch ungebremste Spekulation in schwindelnde Höhen steigt und bald nicht mehr gedeckt ist. Trotzdem konnte die durch die Kriege Ludwigs XIV. ererbte Staatsschuld nach der Law-Affäre deutlich verringert werden. Die durch den zweiten Regenten angestrengte Auflösung der Verlobung Ludwigs XV. mit der spanischen Infantin und die Lancierung der Hochzeit mit der polnischen Prinzessin Maria Leszczinska vergab nahezu jeglichen außenpolitischen Kredit. Weiterhin fallen in seine Zeit die Quadrupelallianz zwischen Frankreich, Holland, England und Österreich gegen Spanien (1718), der Polnische Thronfolgekrieg (1733–1735), der Österreichische Erbfolgekrieg (1741–1748), der Siebenjährige Krieg (1756–1763), Damiens’ Attentat auf Ludwig XV. 1757 und der Verlust des ersten französischen Kolonialreiches (1763).