Zusammenfassung
Nur selten taucht der Begriff ›stabil‹ im selben Satz auf wie der Name Heinrich von Kleist. So selten, dass die hier gewählte Formulierung wie auch die unternommene Untersuchung einer Begründung bedarf. Denn in der Regel ist es die »gebrechlicheEinrichtung der Welt«, die das Interesse der Kleistleser und -Interpreten auf sich zieht — völlig zu Recht. Die Krise der Erkenntnis, die Krise der Sprache, der Zusammenbruch der sozialen Ordnung sind in Kleists dramatischem und erzählendem Werk allgegenwärtig. Dennoch gibt es auch bei Kleist gewissermaßen literarische Außenseiter, die über die vom Autor in seiner Zeit erfahrenen und beklagten Auflösungstendenzen hinausdeuten. Dies gilt speziell für das Drama ›Das Käthchen von Heilbronn‹, dem sogar ein ausgeprägter Wille zur Stabilität zu unterstellen ist — nicht zuletzt weil dieses Drama das klassische Happy End in Form der Hochzeit der Hauptfiguren aufweist.
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Anmerkungen
Hermann J. Weigand, Das Motiv des Vertrauens im Drama Heinrich von Kleists. In: Monatshefte für deutschen Unterricht 30 (1938), S. 233–254, hier S. 240.
Anne Fleig, Das Gefühl des Vertrauens in Kleists Dramen ›Die Familie Schroffenstein‹, ›Der zerbrochne Krug‹ und ›Amphitryon‹. In: KJb 2009, S. 138–150, hier S. 139.
Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen, vierter Theil von Seb–Z, zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe, Leipzig 1801, Sp. 1162f., hier Sp. 1062.
Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon. Bd. 48: Vert–Vis. 1746, Photomech. Nachdr. d. Akad. Druck- u. Verlagsanstalt Graz — Austria 1962, Sp. 19– 23, hier Sp. 20 (Hervorhebung E.P.). Der Artikel im Zedler unterscheidet drei Formen von Vertrauen: Vertrauen auf Gott, die schon durch den eigenen umfangreichen Eintrag (ebd., Sp. 23–33) bedeutendste Variante, Vertrauen auf sich selbst und Vertrauen auf andere. Einen Überblick über die Entwicklung des Vertrauensbegriffs im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert mit der zunehmenden Aufwertung der zwischenmenschlichen Vertrauensbeziehungen als einer Grundvoraussetzung für die entstehende moderne Gesellschaft gibt Ute Frevert, Vertrauen — eine historische Spurensuche. In: Vertrauen. Historische Annäherungen, hg. von Ute Frevert, Göttingen 2003, S. 7–66, bes. S. 19, 61–66.
Gert Ueding, Zweideutige Bilderwelt. ›Das Käthchen von Heilbronn‹. In: Kleists Dramen. NeueInterpretationen, hg. von Walter Hinderer, Stuttgart 1981, S. 172–187, hier S. 180.
Bernhard Greiner, Mediale Wende des Schönen — ›freies Spiel‹ der Sprache und ›unaussprechlicher Mensch‹. ›Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden‹. ›Brief eines Dichters an einen anderen‹. In: Ders., Kleists Dramen und Erzählungen. Experimente zum ›Fall‹ der Kunst, Tübingen 2000, S. 37–51, hier S. 39f.
Wolfram Groddeck, Die Inversion der Rhetorik und das Wissen von Sprache. Zu Heinrich von Kleists ›Über die allmählige Verfertigung der Gedanken beim Reden‹. In: Kleist lesen, hg. von Marianne Schuller und Nikolaus Müller-Schöll, Bielefeld 2003, S. 101– 115, hier S. 107.
13 Brief an Marie von Kleist, Dresden, Spätherbst 1807 (DKV IV, 398).
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Pfitzinger, E. (2012). Blindes Vertrauen?. In: Blamberger, G., Breuer, I., de Bruyn, W., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2012. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00814-5_25
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