Zusammenfassung
»Mein Leib ist so sehr in die Krümpe gegangen, daß schier nichts übrig geblieben als die Stimme […]« (DHA III, 177), heißt es im »Nachwort zum Romanzero«. Die Stimme1, der Stimmklang, aber auch andere Klänge und Geräusche, wie etwa die Tierstimmen, ja selbst die Reime machen aus dem »Romanzero« ein »Hör«-Buch voller Dissonanzen. Michel Espagne fühlt sich durch die späte Lyrik Heines daher an experimentelle Musik erinnert.2
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Prawer hat sich schon früh mit Heines Stimme befasst und versucht, ihr durch Aussagen zeitgenössischer Ohrenzeugen nahe zu kommen. Vgl. Siegbert Salomon Prawer: Heines Stimme. — In: HJb 3 (1964), S. 56–62.
Vgl. Michel Espagne: Judaïsme et dissonances dans la poésie tardive de Heine. — In: La poésie de Heinrich Heine. Sous la direction de Michel Espagne et Isabelle Kalinowski. Paris 2000, S. 139–160, hier S. 140. Wilhelm Solms hat Heines Reime untersucht und kommt für den »Romanzero« zum Fazit, Heine habe hier »gegen sämtliche bisher geltenden Reimregeln und -gebräuche verstoßen. Das fängt an mit den Reimklängen. Vermehrt finden sich unreine und wirklich dissonante Reime, werden klingende mit gespaltenen Reimen und metrisch korrekte mit gegen das Metrum betonten, synkopischen Reimen verknüpft.«
Wilhelm Solms: Reine und unreine Reime von Heine. — In: »… und die Welt ist so lieblich verworren«. Heinrich Heines dialektisches Denken. [Festschrift für Joseph A. Kruse]. Hrsg. von Bernd Kortländer und Sikander Singh. Bielefeld 2004, S. 293–307, hier S. 302.
Der jüngste Beitrag zur Diskussion um »Enfant perdü« stammt von Peter Stein. Vgl. Peter Stein: Heinrich Heine im Nachmärz: »Enfant perdü« — Missdeutungen der Begriffe und Widersprüche im Gedicht. — In: HJb 49 (2010), S. 19–29.
Eine anders ausgerichtete, u. a. musikgeschichtlich mit der Romanze argumentierende Interpretation der Musik und der Klänge im »Romanzero« hat Helmut Landwehr vorgelegt. Vgl. Helmut Landwehr: Der Schlüssel zum »Romanzero«. Hamburg 2000, insbes. S. 216f.
Norbert Altenhofer: »Ästhetik des Arrangements«. Zu Heines »Buch der Lieder«. — In: ders.: Die verlorene Augensprache. Über Heinrich Heine. Hrsg. von Volker Bohn. Frankfurt a. M., Leipzig 1993. S. 154–173, hier S. 156.
Vgl. Ortwin Lämke: Küsse — Dichter — Helden — Schüsse: Über Motivketten und Chiffren in Heines »Romanzero«. — In: HJb 43 (2004), S. 31–48.
Peter Szondi: Über philologische Erkenntnis. — In: ders.: Hölderlin-Studien. Mit einem Traktat über philologische Erkenntnis. Frankfurt a. M. 1967, S. 27f.
G. W. F. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Auf der Grundlage der »Werke« von 1832–1845 neu edierte Ausgabe. Frankfurt a. M. 1986, S. 74.
Michael Werner: Heines poetisch-politisches Vermächtnis. — In: Interpretationen. Gedichte von Heinrich Heine. Hrsg. von Bernd Kortländer. Stuttgart 1995, S. 180–194.
Wolfgang Kayser: Kleine deutsche Versschule. 27. Auf. Tübingen, Basel 2002. S. 28.
Damit ist man fast beim Streit um Heuslers Rezitationsmetrik angelangt, der stets die klassische Skansion entgegengesetzt wurde. Inwiefern beiden Seiten in diesem Streit irren, lässt sich bei Dieter Breuer nachlesen. Vgl. Dieter Breuer: Deutsche Metrik und Versgeschichte. 4. Auf. München 1999, S. 80f.
Vgl. Jürgen Link: Elemente der Lyrik. — In: Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs. Hrsg. von Helmut Brackert und Jörn Stückrath. 5. Auf. Reinbek bei Hamburg 1997, S. 86f.
Lutz Görner: Heine Super Star (5 CDs). CD 2: Heines Werke, 2. Teil. Naxos 2001. (Gesamtspieldauer 62:10 Min.). ISBN 3–89816–073–4.
Cornelia Kühn-Leitz: Oh Deutschland, meine ferne Liebe. Ein Lebensbild von Heinrich Heine in Lyrik und Prosa. Leuenhagen & Paris 1999. (Gesamtspieldauer 68 Min.). ISBN 3–923976–21–6.
Vgl. die Abbildungen bei Christian Liedtke (Hrsg.): Heinrich Heine im Porträt. Wie die Künstler seiner Zeit ihn sahen. Hamburg 2006, S. 64 und S. 72. Zur Tradition des Melancholiegestus bei Künstlerdarstellungen und den Bildnissen Heines vgl. Ekaterini Kepetzis: »Was habt ihr gegen mein Gesicht?« Heinrich Heines zeitgenössische Porträts. — In: ebd., S. 113–134, hier S. 116.
Vgl. Ortwin Lämke: Grundlagen des interpretierenden Textsprechens. — In: Grundlagen der Sprechwissenschaft und Sprecherziehung. Hrsg. von Marita Pabst-Weinschenk. 2. Auf. München 2011, S. 182–191.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2011 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Lämke, O. (2011). Heinrich Heines schollernd schnöde Klänge: Der »Romanzero« als »Hör«-Buch. In: Brenner-Wilczek, S. (eds) Heine-Jahrbuch 2011. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00693-6_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00693-6_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02405-3
Online ISBN: 978-3-476-00693-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)