Zusammenfassung
Thomas Mann war vieles an Kleist »doch recht entsetzlich« (NR 500a), aber auch Eichendorff erkannte schon, dass Kleist die »fremde, dämonische Gewalt nicht bändigen konnte oder wollte, die bald unverhohlen, bald heimlichleise, und dann nur um so grauenvoller, fast durch alle seine Dichtungen geht«,2 und Goethe hatte in Kleists ›Amphitryon‹ »das seltsamste Zeichen der Zeit« gesehen, »ein bedeutendes, aber unerfreuliches Meteor eines neuen Literatur-Himmels« (LS 182a). Es hatte nichts genutzt, dass Kleist sich ihm »auf den Knieen meines Herzens« (DKV IV, 407) hatte nähern wollen. Drei Stimmen unter vielen: le pauvre Henri Kleist. Allen gemeinsam: dass Kleist sich eigentlich jedem Zugriff entzog, am Ende unbegreiflich blieb. Er hatte freilich das Seinige dazu getan. »Ich sitze, wie an einem Abgrund« (DKV IV, 355), so Kleist aus Königsberg. Er hatte schon der Braut Wilhelmine von Zenge am 10. Oktober 1801 gestanden: »Es mag wahr sein, daß ich so eine Art von verunglücktem Genie bin« (DKV IV, 273). Es war nicht nur die »Dissonanz der Dinge« (DKV IV, 301), wie Kleist an Zschokke aus Aarau schrieb; die wahre Dissonanz war in ihm selbst.
Über: Gerhard Schulz: Kleist. Eine Biographie. München: Beck 2007, 607 S.
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Anmerkungen
Über: Gerhard Schulz: Kleist. Eine Biographie. München: Beck 2007, 607 S.
Joseph von Eichendorff, Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, begründet von Wilhelm Kosch und August Sauer, hg.von Hermann Kunisch und Helmut Koopmann, Bd. IX, Regensburg 1970, S. 429.
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Koopmann, H. (2010). Ein Dichter, den die Zeit Nicht Tragen Konnte. In: Blamberger, G., Breuer, I., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2010. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00563-2_16
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00563-2_16
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