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»E Dichter, aber dennoch e sehr gescheidter Mann« Heinrich Heine in »jüdischer Mundart«

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Heine-Jahrbuch 2009

Zusammenfassung

Die ersten Zeugnisse von Heinrich Heines Nachleben in der jüdischen Unterhaltungsliteratur finden sich in der Kolportage-Reihe »Gedichte und Scherze in jüdischer Mundart«.1 Die Reihe erschien zwischen 1859 und 1877 in Berlin. Herausgeber war der jüdische Verleger, Buchhändler, Kolporteur und Theaterliebhaber Eduard Bloch (1831–1895).2 Die Hefte waren in erster Line für jüdische Leser aus dem aufstrebenden Kleinbürgertum und der Mittelschicht konzipiert, die sich bereits akkulturiert hatten, aber zumindest noch einzelne jiddische Ausdrücke und Redewendungen kannten. Bei den auf dem Titelblatt der jeweiligen Ausgaben erscheinenden Namen wie Nathan Tulpenthal, Wolf Chuzbedick oder David Hamanklopper handelt es sich um scherzhafte Pseudonyme, hinter denen sich ein oder mehrere Verfasser verbergen, darunter ohne Zweifel auch Eduard Bloch selbst.3

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Anmerkungen

  1. Gedichte und Scherze in jüdischer Mundart. No. 1–23. [Hrsg. von Eduard Bloch.] Berlin o. J. [1859–1877]. Im Folgenden wird die Reihe nach der jeweiligen Heftnummer zitiert. Für weiterführende Angaben vgl. Roland Gruschka: Von Parodien deutscher Dichtung, dem Nachleben von Isaak Euchels »Reb Henoch« und anderen Lesestoffen der Berliner Juden: Die Kolportagereihe »Gedichte und Scherze in jüdischer Mundart«. — In: Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 13/2 (2003), S. 485–499;

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  2. Walter Röll: Ein (sub-)literarischer Reisebrief. — In: Jiddistik-Mitteilungen 2 (1989), S. 11–17.

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  3. Zu Heines Nachleben in der Unterhaltungsliteratur allgemein vgl. Christian Liedtke: Zwei »Phantasiegebilde« und ein Rätsel. Die Heine-Romane von Kathinka Zitz und Katharina Diez. — In: Das letzte Wort der Kunst. Heinrich Heine und Robert Schumann zum 150. Todesjahr. Hrsg. von Joseph A. Kruse unter Mitarbeit von Marianne Tilch. Stuttgart, Kassel 2006, S. 350–365.

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  4. Vgl. dazu Gruschka [Anm. 1], S. 497 ff. sowie Hans Peter Althaus: »In jüdischer Mundart«. Lyrikparodien des 19. Jahrhunderts zwischen Witz und Diffamierung. — In: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien 2000. Hrsg. von Peter Wiesinger. Bern 2001, Bd. IX, S. 223–228, hier S. 226–227; ders.: Humor und Polemik in jüdisch-deutschen Schillerparodien. — In: Röllwagenbüchlein. Festschrift für Walter Röll zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Uwe Meves und Erika Timm. Tübingen 2002, S. 465–485, hier S. 475 ff.

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  5. Als Beispiel einer auf der Bühne erfolgreichen ›Judenposse‹ mit diffamierender Absicht ist Karl Borromäus Alexander Sessas »Unser Verkehr« (Erstdruck Berlin 1815) zu nennen. Vgl. Hans-Joachim Neubauer: Auf Begehr: Unser Verkehr. Über eine judenfeindliche Theaterposse im Jahre 1815. — In: Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss. Hrsg. von Rainer Erb und Michael Schmidt. Berlin 1987, S. 313–327.

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  6. Vgl. Althaus, »In jüdischer Mundart« [Anm. 4], S. 225 f. Als Autor hinter dem Pseudonym »Itzig Feitel Stern« gilt der judenfeindliche Jurist Siegmund Freiherr von Holzschuher. Vgl. Ludwig Göhring: »Itzig Feitel Stern«. Leben und Werk eines bisher im Dunkeln gebliebenen fränkischen Schriftstellers. — In: Zeitschrift für Bücherfreunde (NF) 70 (1928), S. 114–120. Althaus hält es allerdings für möglich, dass verschiedene Autoren dieses Pseudonym verwendet haben; vgl. Althaus »In jüdischer Mundart« [Anm. 4], S. 225 f.

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  7. Zu dieser Frage vgl. die Einschätzung von Max Weinreich: Rosche-prokim wegn majrewdikn jidisch [Einführendes zum Westlichen Jiddisch; jidd.]. — In: Yuda A. Yofebukh/Judah A. Joffe Book. Hrsg. von Yudel Mark. New York 1958, S. 158–194, hier S. 182.

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  8. Zu den Veränderungen in der jiddischen Sprachlandschaft Berlins nach 1800 vgl. Roland Gruschka: Der Sprachenkosmos in Isaak Euchels Komödie »Reb Henoch« und die Sprachverhältnisse der Berliner Haskala. — In: Isaak Euchel: Reb Henoch, oder: Woß tut me damit. Eine jüdische Komödie der Aufklärungszeit. Textedition von Marion Aptroot und Roland Gruschka, mit einleitenden Beiträgen von Marion Aptroot, Delphine Bechtel, Shmuel Feiner und Roland Gruschka. Hamburg 2004 (jiddische schtudies 11), S. 45–66, hier S. 58–60.

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  9. Vgl. Heinrich Heine und die Nachwelt. Geschichte seiner Wirkung in den deutschsprachigen Ländern. Hrsg. von Dietmar Goldschnigg und Hartmut Steinecke. Bd. 1, Berlin 2006, S. 24–30.

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  10. Vgl. Regina Grundmann: »Rabbi Faibisch, Was auf Hochdeutsch heißt Apollo«. Judentum, Dichtertum, Schlemihltum in Heinrich Heines Werk. Stuttgart, Weimar 2008, S. 123 ff., 236 ff.

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  11. Das Matronym »Hankeles« ist vom weiblichen Namen »Hanna« (jidd. Chane) abgeleitet und besonders für den Raum Prag belegt. Vgl. Erika Timm: Matronymika im aschkenasischen Kulturbereich: Ein Beitrag zur Mentalitäts- und Sozialgeschichte der europäischen Juden. Tübingen 1999, S. 29 f. Matronymika, die entweder auf den Namen der Mutter oder der Ehefrau Bezug nehmen, waren im westjiddischen Sprachraum schon vor dem 19. Jahrhundert derart außer Gebrauch gekommen (vgl. ebd., S. 37 ff.), dass akkulturierte deutsche Juden sie als etwas typisch ›Ostjüdisches‹ wahrgenommen haben müssen. Dafür spricht auch ihr Gebrauch zur Erzeugung eines ›ostjüdischen‹ Kolorits in Werken deutschsprachiger Autoren jüdischer Herkunft wie Karl Emil Franzos (1848–1904) oder Eduard Kulke (1831–1897). Vgl. die ebd., S. 5 f. zitierten Stellen. Zu Ostrowo vgl. Anm. 24.

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  12. Zum zeitgenössischen jüdischen Diskurs über Heine vgl. z. B. Ludwig Phillipson: Heinrich Heine’s jüngste ›Geständnisse‹. — In: Allgemeine Zeitung des Judenthums, 1854 [auf der Horst/Singh, Bd. 11, S. 607–615]; ders.: Heinrich Heine’s Vermischte Schriften. 3 Bde. — In: Allgemeine Zeitung des Judenthums, 1854 [auf der Horst/Singh, Bd. 11, S. 622–626]; ders.: Auch eine Conversion. — In: Allgemeine Zeitung des Judenthums, 1854 [auf der Horst/Singh, Bd. 11, S. 633–634];

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  13. Moritz Gottlob Saphir: Meine Memoiren. Wien 1854 [auf der Horst/Singh, Bd. 11, S. 685–686];

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  14. Hermann Cohen: Heinrich Heine und das Judenthum. — In: Die Gegenwart. Berliner Wochenschrift für Jüdische Angelegenheiten 1 (1867), Nr. 1–5, 7–9, 11;

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  15. Gustav Karpeles: Heinrich Heine und das Judenthum. Breslau 1868;

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  16. Heinrich Graetz: Geschichte der Juden von ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen neu bearbeitet. Leipzig 1874, Bd. 11, S. 410 ff.

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Grundmann, R., Gruschka, R. (2009). »E Dichter, aber dennoch e sehr gescheidter Mann« Heinrich Heine in »jüdischer Mundart«. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 2009. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00490-1_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00490-1_10

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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