Zusammenfassung
Transzendentalpoesie ist ein Begriff, dessen Wortprägung sich offenkundig an der kantischen Transzendentalphilosophie orientiert und der auf den Romantiker Friedrich Schlegel (1772–1829) zurückgeht. Er schreibt in einem seiner Athenäums-Fragmente (im zweiten Stück des ersten Bandes 1798 erschienen): »Es giebt eine Poesie, deren Eins und Alles das Verhältnis des Idealen und des Realen ist, und die also nach der Analogie der philosophischen Kunstsprache Transcendentalpoesie heißen müßte« (Schlegel 1798–1800/1960, 240). In der Transzendentalphilosophie werde mit dem Produkt zugleich das Produzierende zur Darstellung gebracht. Schlegel führt weiter aus: »so sollte wohl auch jene Poesie die in modernen Dichtern nicht seltnen transcendentalen Materialien und Vorübungen zu einer poetischen Theorie des Dichtungsvermögens mit der künstlerischen Reflexion und schönen Selbstbespiegelung, die sich im Pindar, den lyrischen Fragmenten der Griechen, und der alten Elegie, unter den Neuern aber in Goethe findet, vereinigen, und in jeder ihrer Darstellungen sich selbst mit darstellen, und überall zugleich Poesie und Poesie der Poesie seyn« (Schlegel: ebd., 241).
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Literatur
Werke
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Waibel, V.L. (2012). Transzendentalpoesie im Kontext des Deutschen Idealismus. In: Feger, H. (eds) Handbuch Literatur und Philosophie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00336-2_4
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