Zusammenfassung
Wer Bernard de Mandevilles berühmte, 1705 zum ersten Mal erschienene Bienenfabel (sie ist berühmt, weil Mandeville ihretwegen als einer der ersten radikalen Vertreter eines amoralischen Egoismus gilt) liest, wird mit Grund die Schilderung der lasterhaften Schurken, die alle nur ihrem privaten Vorteil nachgehen und eben dadurch ein blühendes Ganzes zustande bringen, mit mehr Vergnügen und Zustimmung lesen als die Schilderung, wie ein übereifriger Moralist das lustige Bienenleben in ein Leben braver, anständiger, aufrichtiger und enthaltsamer Bürger verwandelt, deren Staat in einen Zustand vorzivilisatorischer Primitivität zurückfällt.
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Anmerkungen
Steven Rose, Darwins gefährliche Erben. Biologie jenseits der egoistischen Gene, München 2000 (engl. Originaltitel: Lifelines: Biology beyond determinism, Oxford 1998).
Diese verbreitete These begründet neu mit vielen Beispielen und ‚Beobachtungen’ aus der gegenwärtigen Forschung Ruppert Riedl, Strukturen der Komplexität. Eine Morphologie des Erkennens und Erklärens, Berlin (u.a.) 2001.
Einen Versuch, eine solche Erklärung des Lebens und der Seele ‚von unten’, von den elementaren physikalischen Bedingungen her durchzuführen, bietet (z.B.) Alfred Gierer, Die Physik, das Leben und die Seele, München 1991.
S. Donald R. Griffin, Wie Tiere denken. Ein Vorstoß ins Bewußtsein der Tiere, München 1990 (=Animal Thinking, Cambridge (Mass.) 1984), 161.
Michael Denton u. Craig Marshall, Laws of Form Revisited, in: Nature 410, März 2001, 417.
S. dazu auch Cyrus Clothia u. Alan V. Finkelstein, The Classification and Origins of Protein Folding Patterns, in: Annual Review of Biochemistry 59, 1990, 1007–1039;
Per-Anker Lindgard u. Henrik Bohr, How Many Protein Fold Classes are to be Found?, in: Henrik Bohr u. Sören Brunak (Hgg.), Protein Folds, New York 1996, 98–102.
Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze, München 1969, 331f.;
s. auch Carl Friedrich von Weizsäcker, Die Einheit der Natur, München 31982, 307.
Hans Peter Dürr (Hg.), Physik und Transzendenz. Die großen Physiker unseres Jahrhunderts über ihre Begegnung mit dem Wunderbaren, Bern/München/Wien 1988, 17.
Dieses ‚Erklärungsmuster’ findet sich in unzähligen evolutionsbiologischen Beschreibungen, insbesondere in Analysen der Entstehung der spezifisch menschlichen Fähigkeiten (sc. zu Sprache und Werkzeuggebrauch usw.) und Kultur: z.B. Robin Dunbar, Klatsch und Tratsch. Wie der Mensch die Sprache fand, München 1998; Frank R. Wilson, Die Hand; usw.
Zum Verhältnis von Gebrauchswert und Geldwert bei Aristoteles und zu den neuzeitlichen, alternativen wirtschaftstheoretisch en Ansätzen und ihrer Ablehnung des Aristotelismus s. jetzt auch Markus Schmitz, Überlegungen zur Rehabilitierung der ökonomischen praktischen Vernunft. Zu den wissenschaftstheoretischen Voraussetzungen einer konsistenten Grundlegung der Arbeitswertlehre, in: Yves Bizeul (Hg.), Wieviel Armut verträgt die Demokratie?, Rostock 2001, 100–138.
S. z.B. David Wiggins, Needs, Values and Truth, Oxford 1987, 5–30. An dieser Stelle müßte die Zwischenstellung, die der Aristoteles-Leser Marx zwischen Aristoteles und der klassisch liberalen Markttheorie einnimmt, diskutiert werden. Diese Aufgabe überschreitet aber den hier gesetzten Rahmen. Ansätze dazu aber bei Markus Schmitz (s. die vorige Anm.).
S. Jeremy Bentham, In Defense of Usury, London 1787; s. dazu Ulrich Gähde (Hg.), Der klassische Utilitarismus. Einflüsse — Entwicklungen — Folgen, Berlin 1992.
Eine andere Art der endogenen Verfallsanalyse von staatlichen Gemeinschaften geben Theoretiker der Public Choice-Theorie: z.B. James M. Buchanan, The Limits of Liberty. Between Anarchy and Leviathan, Chicago/London 1975 (dt.: Die Grenzen der Freiheit, Tübingen 1984): Buchanan beschreibt ausgehend von der Prämisse des egoistischen, nach persönlicher Nutzenmaximierung strebenden Verhaltens der Individuen, wie sich eine solche Gemeinschaft allmählich zu einem ‚welfare state’, einem tiberregulierten, letztlich die Freiheit der Einzelnen übermäßig einschränkenden Staat entwickelt.
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Schmitt, A. (2008). Evolutionsbiologische Bedingungen der Selbsterhaltung und rationale Bedingungen der Selbstverwirklichung des Menschen — Plädoyer für eine Neubewertung der Rationalität. In: Die Moderne und Platon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00328-7_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00328-7_11
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