Zusammenfassung
Die empirische Betrachtungsweise der Naturwissenschaften hat gegenüber anderen Philosophien den Vorteil, daß sie im allgemeinen sehr beruhigend wirkt. Sie leugnet nicht das Übel in der Welt, aber sie gibt ihm Namen, und das erscheint immerhin wie ein erster Schritt, um es in den Griff zu bekommen. Aus ihrer Perspektive bleiben die Dinge, so kompliziert sie auch sein mögen, eigentlich immer sehr einfach, denn sie haben Eigenschaften, die man erkennen, beweisen, benennen kann. Damit nimmt der empirische Blick die Welt in Besitz. Die Naturgesetze werden erkannt und verstanden und in den Bildungsstätten als nötiges Rüstzeug für ein Leben in einiger Gelassenheit gelehrt. Über viele Jahrhunderte sahen die Menschen, was sie glaubten, und das konnte sehr beängstigend sein. Heute zeigt sich mehr denn je die Tendenz, zu glauben, was man sieht; die Reservate des Abgründigen scheinen zu schrumpfen, und mancher böse Geist ist vertrieben. Indem der Empiriker die Dinge benennt, weist er ihnen ihren Platz in der Welt der Erscheinungen zu und entwirft ein Koordinatensystem, in dem wir uns mit einiger Sicherheit orientieren können. Der empirische Forscher ist demnach einem Immobilienmakler vergleichbar, der mit gewinnendem Lächeln die Geheimnisse eines Objekts erklärt, in dem sich der Käufer bald behaglich einrichten kann: Links ist die Küche, rechts das Bad.
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Kupfer, A. (2006). Kritik der Rauschkritik: Zum empirischen Realitätsverständnis. In: Die künstlichen Paradiese. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00217-4_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00217-4_7
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02178-6
Online ISBN: 978-3-476-00217-4
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