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Zum Verhältnis von Intention und Realisierung bei Beethoven

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Zusammenfassung

In einer Zeit mit strengen Maßstäben und hohen Standards der musikalischen Realisierung, zumal im Vergleich mit der Beethovenzeit, könnte theoretisch grundsätzliche Beschäftigung mit ihr wie ein typischer Fall des Hegelschen Fluges der Eule der Minerva erscheinen, der erst in der Dämmerung, also zu spät beginnt. Daß Beethoven seit seinem Tode nahezu unangefochten den ersten Platz unter den Lieblingen des Konzertpublikums hält, könnte diesen Eindruck bestätigen. Dessen Widerlegung, zum Beispiel anhand des Hinweises darauf, auf wie verschiedene Weisen Beethoven dargestellt und zum Begriff geworden ist, müßte als abgegriffene Rhetorik erscheinen, wenn es nicht in den Fragen der Interpretation um die Verbindung von Theorie und Praxis so schlecht bestellt wäre. Die Realisierung des schriftlich fixierten Musikwerkes ist Nachschöpfung und in einem radikaleren Sinne als alle andere künstlerische Praxis, mit allen Tugenden und Grenzen des Handwerks; viel unsaubere, mit der vermeintlichen Irrationalität des »Gefühls« usw. unkontrolliert umgehende Musikästhetik hat dieser Praxis die Verhärtung gegenüber der Theorie leicht gemacht, beginnend bei der Berufung auf das »de gustibus non est disputandum«, welches geflissentlich übersieht, daß auch der gusto historisch bedingt ist, um so eher, desto mehr er sich sträubt, es zur Kenntnis zu nehmen. Daß mancherlei bedeutende Interpretation der Vergangenheit von Prämissen und Verabsolutierungen wie zum Beispiel dem »Ewigkeitswert« großer Kunst oder ihrer organischen Naturwüchsigkeit lebte und mit ihnen blühte, die sich im Lichte der historischen Dialektik als brüchig erweisen, widerlegt ihre Leistungen nicht, sondern beweist zunächst, daß hier, wie auch in anderen Bereichen der Kunst, Mißverständnisse produktiv wirken können.

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Gülke, P. (2006). Zum Verhältnis von Intention und Realisierung bei Beethoven. In: Auftakte — Nachspiele. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00165-8_8

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