Zusammenfassung
Im Englischen bedeutet das Wort Gymnasium »Turnhalle«, im Französischen ist es unbekannt, im Deutschen dagegen ein Kultbegriff für eine bestimmte Schulform. Dabei wird oft vergessen, daß das für so traditionsreich gehaltene deutsche Gymnasium in seiner gegenwärtigen Regelform vor gut einhundert Jahren als Realschule angesprochen worden wäre. Die Bezeichnung »Gymnasium« war denjenigen Schulen vorbehalten war, die die allgemeine Hochschulreife erteilen durften, was bis 1900 an den altsprachlichen Unterricht gebunden blieb. Die seitherige Ausdehnung der Bezeichnung »Gymnasium« auf höhere Schulen mit neusprachlicher oder naturwissenschaftlicher Ausrichtung hat die soziale Basis des Gymnasiums erweitert. Trotz mancher Kritik an einem angeblich ausgrenzenden Bildungsverständnis — und obgleich die allgemeine Hochschulreife auch auf anderen Wegen erworben werden kann — sind die allgemeinbildenden Gymnasien heute eher mehr als weniger Ziel vieler Bildungswünsche.
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Literatur
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Picard, T. (2011). Gymnasium. In: Maaser, M., Walther, G. (eds) Bildung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00131-3_63
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