Zusammenfassung
Es ist ein Reich des Unwägbaren, jenes Wien der Jahrhundertwende, in dem der gerade der Adoleszenz entwachsene und soeben elternlos gewordene Baron Georg von Wergenthin-Recco, der seine Jugend vor allem mit Reisen, Klavierspielen und Liebesabenteuern zugebracht hat und sich nun mit dem Gedanken einer Karriere als Kapellmeister trägt, eine Affäre mit Anna Rosner, einer dem Kleinbürgertum entstammenden dilettierenden Sängerin, beginnt. Als diese schwanger wird, scheint für Georg der Moment gekommen, sein Schicksal in die Hand zu nehmen, es auszuschreiben, sich zu entscheiden zwischen einem Familien- und einem Entwicklungsroman. Anstelle von Entscheidungen werden zunächst allerdings Arrangements getroffen, die den Beteiligten ein Provisorium einräumen und die Folgen des Verhältnisses vor der Öffentlichkeit verbergen sollen: man begibt sich für einige Monate ins Ausland, bereitet Erklärungen zu Abwesenheit und Verbleib vor, ein Landhaus unweit der Stadt wird angemietet, in dem das Kind letztendlich zur Welt kommen soll, bevor man es in Pflege geben wird. In der Tat, es ist die Zeit großer, mit Akkuratesse entworfener Pläne; »ganz rätselhaft« bleibt nur — so läßt uns Arthur Schnitzlers 1908 erschienener Roman Der Weg ins Freie wissen — »wie aus dem ziemlich wirren Zeug jemals irgendwas Wirkliches werden soll.« (1252) Abzusehen bleibt, daß das Geschehen letztendlich in eine Wirklichkeit mündet, die nach dem ersten Atemzug schon wieder erstirbt, in einen »Leib, der fürs Dasein fertig war und sich doch nicht regen konnte.« (285)
»Das nationale Matrikel aller Werte ist die Form.« Jakob Klatzkin, Krisis und Entscheidung im Judentum.1
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Notizen
Jakob Klatzkin: Krisis und Entscheidung im Judentum. Der Probleme des modernen Judentums zweite, ergänzte Auflage, Berlin2 1921, 31.
Im folgenden zitiere ich nach folgender Ausgabe im Fließtext unter Angabe der Seitenzahl in Parenthese: Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie, Frankfurt a.M. 1990.
So berichtet Schnitzler Olga Gussmann in einem Brief vom 29.12.1901 von einem Traum: »Wir waren zusammen auf Reisen; ich sprach zu dir vom Roman und du sagtest ungefähr: ›Auch mit deinem Stück (Junggeselle) ist es dir ja so ergangen, daß es dir schon ganz fertig vorkam, — und du siehst, daß du es nicht herausbringst.‹« (Arthur Schnitzler: Briefe. 1875–1912, hg. von Therese Nicki und Heinrich Schnitzler, Frankfurt a.M. 1981, 441.) In der Folge beschränken sich die Mitteilungen bezüglich des Fortkommens auf das ›Ruhen‹ des Romans (An Ludwig Fulda, 25.8.1904, ebd., 488), sein Verdrängtwerden durch »etlich dramatische Pläne« (An Karl Vollmoeller, 26.9.1905, ebd., 518), bis hin zu der Aussage: »irgend etwas in mir ist gegen meinen Roman verschworen.« (An Otto Brahm, 1.10.1905, ebd., 522).
Vergl. Norbert Abels: Sprache und Verantwortung. Überlegungen zu Arthur Schnitzlers Roman «Der Weg ins Freie«, in: Arthur Schnitzler in neuer Sicht, hg. von Hartmut Scheible, München 1981, 142–163.
Kenneth Segar: Aesthetic coherence in Arthur Schnitzler’s novel »Der Weg ins Freie«, in: Modern Austrian Literature 25 (1992), 95–111.
J.M. Hawes: »Als käme er von einer weiten Reise heim.« Fremderfahrung als Erfahrung des eigenen entfremdeten Ichs in Arthur Schnitzlers Roman »Der Weg ins Freie«, in: Reisen im Diskurs. Modelle der literarischen Fremderfahrung von den Pilgerberichten bis zur Postmoderne, hg. von Anne Fuchs und Theo Harden, Heidelberg 1995, 509–520.
Arthur Schnitzler: Tagebuch. 1909–1912, hg. v. Werner Welzig, Wien 1981, 51.
Jüdischer Almanach 5670, hg. von der Vereinigung jüdischer Hochschüler aus Galizien, Wien 1910, 24–26. Wiederabdruck in: Arthur Schnitzler: Aphorismen und Betrachtungen, hg. von Robert O. Weiß, Frankfurt a.M. 1967, 171ff.
Isaac Breuer: Messiasspuren, Frankfurt a.M. 1918, 95.
Hervorzuheben sind hier vor allem die Beiträge von Michael Berkowitz (Zionist Culture and West European Jewry before the First World War, Cambridge 1993; Western Jewry and the Zionist Project, 1914–1933, Cambridge 1996), Mark H. Gelber (Melancholy pride. Nation, race, and gender in the German literature of Cultural Zionism, Tübingen 2000) und Michael Stanislawski (Zionism and the Fin de Siècle. Cosmopolitanism and Nationalism from Nordau to Jabotinsky, Berkeley/Los Angeles/London 2001).
Ferdinand de Saussure: Cours de linguistique générale, Paris 1985, 33.
Das Insistieren auf der rassischen Distinktion bleibt dabei keineswegs eine oberflächliche Angelegenheit, sondern zeitigt in der innerjüdischen Debatte durchaus komplexe Fragestellungen, wie man sie etwa bei Aron Sandler (Anthropologie und Zionismus. Ein populärwissenschaftlicher Vortrag, Brünn 1904) beobachten kann. So wird etwa der Versuch gemacht, entgegen der von den Vertretern eines assimilierten Judentums ins Feld geführten These der Unvereinbarkeit jedweder Rassentheorie mit der Lehre von einer Rassenvarietät desselben Urtypus einen Boden zu bereiten, »auf dem die Descendenzlehre mit der jüdisch-orthodoxen Anschauung zusammentrifft« (47). Letzten Endes bedarf der Zionismus als Apologet der ›Inzucht‹ dann nicht nur einer anthropologischen Rechtfertigung (insofern die Inzucht unter dem Verdacht einer ›degenerativen Wirkung‹ steht), sondern er erhält durch Sandler sogar eine anthropologische Begründung, insofern »der tiefere Grund für die Zugehörigkeit zur Inzuchtpartei, zur Gegnerschaft gegen die Assimilation im Blute zu suchen sei« (42).
Moritz Güdemann: National-Judenthum, Wien/Leipzig2 1897 (Reprint Jerusalem 1995), 38.
Einer der ersten und schärfsten Kritiker dieser Komplizenschaft findet sich in Karl Kraus: »Einer der Herren, die sich jetzt als Geschichtsanwälte des jüdischen Volkes aufwerfen und mit seltsam gen Sonnenaufgang verdrehten Augen für die Rückkehr aller übrigen Juden nach dem Stammland Palästina agitiren, ersuchte mich vor einiger Zeit, einen kleinen Beitrag zu jenen Zwecken beizusteuern, die man zionistische oder mit einem guten alten Wort antisemitische nennt. […] Ich glaubte wirklich im ersten Moment, dass der freundliche Sammler als endlicher Vollstrecker des christlichsocialen Willens — nicht, wie er meint, des alten Testaments — sich das berühmte ›Schussgeld auf Juden‹ abholen komme, wurde aber bald belehrt, dass der Antisemitismus, wie ihn die Zionisten predigen, von so barbarischen Maassnahmen vorläufig absehe und sich damit begnüge, die für die blosse Austreibung der Juden erforderlichen Geldmittel aufzubringen.« Vgl. Karl Kraus: Eine Krone für Zion (1899), in: ders., Frühe Schriften 1892–1900, hg. v. Joh. J. Braakenburg, München 1979, Bd. II, 298–314, hier 298.
Vergl. etwa Edward W. Said: Zionism from the standpoint of its victims, in: ders.: The question of Palestine, New York 1979, 56–114.
Bhabha hat für die Analyse solcher Verschiebungen ja ein ganzes Instrumentarium geschaffen, das in den nachfolgenden Betrachtungen allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielen wird. Grundsätzlich wird man fragen müssen, ob der Postkolonialismus mit seinem Zentralphänomen der ›nationalen Gegen-Geschichte‹ in der Lage ist, eine Narration zu fassen, die ›als Nation zurückkehrt‹, die Lücke zwischen erzählter und erzählender Nation zu schließen versucht. Um einen bloßen Anhaltspunkt zu geben, verweise ich auf das Kapitel DissemiNation. Time, narrative and the margins of the modem nation, in: Homi K. Bhabha: The location of culture, London 1994, 139–170.
Als zentrales Dokument dieser Neuperspektivierung ist zu nennen: Daniel Boyarin: The colonial drag. Zionism, Gender, and Mimicry, in: ders., Unheroic conduct. The rise of heterosexuality and the invention of the Jewish man, Berkeley/Los Angeles/London 1997, 271–312.
(Adolf Böhm: Die zionistische Bewegung, Berlin2 1935 /1937, Band I, 8f.)
Vgl. Manfred Frank: ›Unendliche Annäberung‹. Die Anfänge der philosophischen Frühromantik, Frankfurt a.M. 1997, 114–151.
Johann Gottlieb Fichte: Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, in: Johann Gottlieb Fichtes sämmtliche Werke, hg. v. Immanuel Hermann Fichte, Berlin 1845/46, Bd. 1, 92.
Johann Gottlieb Fichte: Reden an die deutsche Nation (1808), in: Fichte, Sämmtliche Werke [Anm. 27], Bd. VII, 388.
Zur zionistischen Fichte-Rezeption (insbesondere der Reden an die deutsche Nation) vergl. mittlerweile Manfred Voigts: »Wir sollen alle kleine Fichtes werden!« Johann Gottlieb Fichte als Prophet der Kultur-Zionisten, Berlin 2003.
Brief von Hugo Bergmann an Martin Buber vom 11.5.1915, in: Martin Buber: Briefwechsel aus sieben Jahrzehnten, drei Bände, hg. v. Grete Schaeder, Bd. I: 1897–1918, Heidelberg 1972, 388f.
Hans Kohn: Bürger vieler Welten. Ein Leben im Zeitalter der Weltrevolution, aus dem Engl. übertragen von Anna Katharina Ulrich-Debrunner, Frauenfeld 1965, 921.
Hans Jonas: Gnosis und spätantiker Geist, Göttingen3 1964, Bd. I: Die mythologische Gnosis, 96f.
Zur lurianischen Kabbala vergl. Gershom Scholem: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Frankfurt a.M. 1980, 267–314, hier 286f.
Fichte entschlägt sich bei seiner Genesis-Lektüre freimütig sämtlicher Realia, der Autorenfrage etc., um zu dem Schluß zu kommen: »Ich ersehe aus dem Inhalte, dass es eine Mythe ist über das Normalvolk im Gegensatze eines anderen, aus einem Erdkloss gemachten Volkes, und über die Religion des Normalvolkes, und über die Zerstreuung desselben, und über die Entstehung des Jehovahdienstes; — unter welches Jehovah Volk einst die Urreligion des Normalvolkes wieder hervortreten, und von ihm aus über alle Welt sich verbreiten solle.« (Johann Gottlieb Fichte: Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters [1804], in: Sämmtliche Werke [Anm. 27], Bd. VII, 137f.)
(Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, in: ders., Sämtliche Werke V, hg. v. Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert, Darmstadt9 1993, 636f. [=21.Brief]) Nun ist aber das Phänomen der Schönheit immer innerhalb des Modus gesetzt, den Schiller den »ästhetischen Zustand« nennt und dessen Stellenwert er allerdings aus einer Anknüpfung an Kant bestimmt, dessen Schönheitsbegriff wiederum sich ganz der Deduktion aus der theoretischen Vernunft verdankt. Für Schiller ist der »ästhetische Zustand« die Ermöglichungsbedingung der menschlichen Freiheit und er ist vor dem Hin-
(Dieter Henrich: Der Grund im Bewußtsein. Untersuchungen zu Hölderlins Denken [1794–1795], Stuttgart 1992, 321.)
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: System des transcendentalen Idealismus, in: ders., Sämmtliche Werke, hg. v. K.F.A. Schelling, Stuttgart 1856–1861, I. Abtheilung, 3. Band, 629.
(Siehe dazu Niklas Luhmann: Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1995, 384f.)
Hans Blumenberg: Die Legitimität der Neuzeit, erneuerte Ausgabe, Frankfurt a.M.2 1999, 101.
Zitiert nach: Else Lasker-Schüler: Mein Volk, in: dies., Werke und Briefe, hg. v. Norbert Oellers, Heinz Rölleke und Itta Shedletzky, Bd. I.i, Frankfurt a.M. 1996, 96f.
Zu den Varianten vergl. E. L.-S., Werke und Briefe, Bd. I.2, Frankfurt a.M. 1996, 134ff.
Ungeachtet einer weiterreichenden Analyse im zionistischen Kontext ist die Reflexion dieser Problematik zweifelsohne als eine Konstante in Lasker-Schülers Werk auszumachen. Ich verweise diesbezüglich auf die erhellende Aufarbeitung bei Doerte Bischoff: Ausgesetzte Schöpfung. Figuren der Souveränität und Ethik der Differenz in der Prosa Else Lasker-Schülers, Tübingen 2002.
(vergl. hierzu Andreas B. Kilcher: Was ist »deutsch-jüdische Literatur«? Eine historische Diskursanalyse, in: Weimarer Beiträge 45 (1999), 485–517, hier 499–507).
Zu Achad Ha’ams sich auf Diderots Encyclopédie berufenden und bereits in seinen Anfängen gescheiterten Projekt der Bergung und Sicherung des ›Schatzes des Judentums‹ vergl. Steven J. Zipperstein: Elusive Prophet. Ahad Ha’am and the Origins of Zionism, Berkeley/Los Angeles 1993, 113ff.
Vergl. Chaim Nachman Bialik: Das hebräische Buch, in: ders., Essays, autorisierte Übertragung aus dem Hebräischen von Viktor Kellner, Berlin 1925, 35–63, hier 41.
Giorgio Agamben: Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben, aus dem Italienischen von Hubert Thüring, Frankfurt a.M. 2002, 34.
Carl Schmitt: Politische Theologie. Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität, Berlin4 1985, 19.
Theodor Herzl: Altneuland, in: ders., Gesammelte zionistische Werke in fünf Bänden, Tel Aviv 1935, Bd. V, 142. Natürlich gibt der Roman Palästina ein Theater — ein Theater der Häresie, auf das in Kapitel III noch zurückzukommen sein wird.
Hinsichtlich des letzteren scheint mir ein vielversprechender Anfang gemacht durch Cornelia Blasbergs Ausführungen insbesondere zum Stern des Bundes, in: C.B., »Auslegung muß sein«. Zeichen-Vollzug und Zeichen-Deutung in Stefan Georges Spätwerken, in: Stefan George: Werk und Wirkung seit dem ›Siebenten Ring‹, hg. v. Wolfgang Braungart, Tübingen 2001, 17–33. Zu diesen Zusammenhängen bei Wolfskehl vergl. Verf., Exodus und Wirklichkeit. Karl Wolfskehls transzendente Ästhetik vor 1933, in: Castrum Peregrini 242/243 (2000), 81–102.
(Sigmund Freud: Studienausgabe der Werke in zehn Bänden und einem Ergänzungsband, Frankfurt a.M. 2000, Bd. II, 426ff.) zu Protokoll gegeben und analysiert hat. Zur Debatte vergl.
Peter Loewenberg: A hidden Zionist theme in Freud’s ›My Son the Myops‹ dream, in: Journal of the History of Ideas 31 (1970), 29–32; Boyarin, Unheroic conduct [Anm. 24], 221–270. Zu Freuds Konkurrenzverhältnis zu Herzl, den er für einen ›der Räuber im Untergrund der Welt des Unbewußten‹ hält, vergl.
Avner Falk: Freud and Herzl, in: Midstream 28 (1977), 3–24.
(vergl. Jakov Lind: Israel. Rückkehr für 28 Tage, aus dem Englischen von E. Tranger, Frankfurt a.M. 1972, 12f.),
(Jakov Lind: Counting my steps. An autobiography, London 1970, 191.)
Sidra DeKoven Ezrahi: Booking passage. Exile and homecoming in the modem Jewish imagination, Berkeley a.o. 2000.
Zum Auflösungsprozeß des sozialistisch-zionistischen Modells und der sich hieraus ergebenden identitätspolitischen Umbrüche vergl. Shmuel Noah Eisenstadt: The transformation of Israeli society. An essay in interpretation, London 1985, 403–488.
Achad Ha’am: »Die Lehre des Herzens.« Ein zweiter Brief an den Redakteur des »Pardes«, in: A.H., Am Scheidewege, zwei Bände, aus dem Hebräischen von Harry Torczyner, Berlin 1913/1916, Bd. 1, 96–110, insbes. 97ff.
1. Der Raum und die Zeichen
Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes, in: ders., GA V: Holzwege, Frankfurt a.M. 1977, 28.
»Texte veut dire Tissu; mais alors que jusq’ici on a toujours pris ce tissu pour un produit, un voile tout fait, derrière lequel se tient, plus ou moins caché, le sens (la vérité), nous accentuons maintenant, dans le tissu, l’idée générative que le texte se fait, se travaille à travers un entrelacs perpétuel; […].« Roland Barthes: Le plaisir du texte, Paris 1973, 100f.
W.J. Thomas Mitchell (Iconology. Image, Text, Ideology, Chicago/London 1986),
Murray Krieger (Ekphrasis. The Illusion of the natural sign, Baltimore / London 1992),
den von Peter Wagner herausgegebenen Sammelband Icons — Texts — Iconotexts. Essays on Ekphrasis and Intermediality (Berlin/New York 1996)
sowie das 1998 abgehaltene Tübinger Symposion Behext von Bildern? Ursachen, Funktionen und Perspektiven der textuellen Faszination durch Bilder (dokumentiert durch den gleichnamigen, von Heinz J. Drügh und Maria Moog-Grünewald herausgegebenen Sammelband, Heidelberg 2001).
Peter Fritzsche: Reading Berlin 1900, Cambridge 1996;
Allan Pred: Lost words and lost worlds. Modernity and the language of everyday life in nineteenth-century Stockholm, Cambridge 1990;
Karlheinz Stierle: Der Mythos von Paris. Zeichen und Bewußtsein der Stadt, München 1998;
Wolfgang Maderthaner/Lutz Musner: Die Anarchie der Vorstadt. Das andere Wien um 1900, Frankfurt a.M. 1999;
Vergl. etwa Franco Moretti: Atlante del romanzo europeo 1800–1900, Torino 1997.
Vergl. hierzu vor allem die Arbeiten von Timothy Mitchell, insbesondere Colonising Egypt, Cambridge 1988.
Michel Foucault: Des espaces autres, in: ders., Dits et écrits IV, Paris 1994, 752–762, hier 752.
Ernst Cassirer: Mythischer, ästhetischer und theoretischer Raum, in: ders., Symbol, Technik, Sprache. Aufsätze aus den Jahren 1927–1933, hg. von Ernst Wolfgang Orth und John Michael Krois, Hamburg 1985, 93–117, hier 95.
(1440. Le lisse et le strié, in: Gilles Deleuze/Felix Guattari: Mille Plateaux. Capitalisme et Schizophrenie II, Paris 1980, 592–625.)
Jacques Derrida: La différance, in: ders., Marges de la philosophie, Paris 1972, 1–29.
David Harvey: The condition of postmodernity. An enquiry into the origins of cultural change, Oxford/Cambridge, Mass. 1990, 273.
Samson Raphael Hirsch: Versuche über Jissroéls Pflichten in der Zerstreuung, zunächst für Jissroéls denkende Jünglinge und Jungfrauen, Frankfurt a.M.2 1889, 549, § 702.
(Samson Raphael Hirsch: Das Zion der Zukunft und die heutige Reform. Ein Blick auf die verheißene Wiederherstellung des religiösen nationalen Wesens Israels, in: ders., Gesammelte Schriften VI, hg. von Naphtali Hirsch, Frankfurt a.M. 1912, 131–144.)
Die ausführliche Auseinandersetzung hierzu bei: Samuel Krauss: Synagogale Altertümer, Berlin/Wien 1922, 80ff.
Karl Wolfskehl: Die Juden und das Buch, in: ders., Gesammelte Werke II, hg. von Margot Ruben und Claus Victor Bock, Hamburg 1960, 337.
George Steiner: »Our homeland, the text«, in: Salmagundi 66 (1985), 4–25, hier 5.
Vergl. dazu Rudolf Leszynsky: Die Sadduzäer, Berlin 1912, 27.
Vergl. Alois Müller: Pharisäer und Sadducäer oder Judaismus und Mosaismus. Eine historisch-philosophische Untersuchung als Beitrag zur Religionsgeschichte Vorderasiens, Wien 1860, 53–62.
Leo Baeck: Die Pharisäer. Ein Kapitel jüdischer Geschichte, Berlin 1934.
Vergl. Hans Joachim Schoeps: Die Tempelzerstörung des Jahres 70 in der jüdischen Religionsgeschichte, Hafniae 1942 (Coniectanea Neotestamentica VI), 28.
Eine Zusammenfassung der Diskussion um die Neubestimmung des Verhältnisses von Pharisäern und Sadduzäern bei Ismar Elbogen: Einige neuere Theorien über den Ursprung der Pharisäer und Sadduzäer, in: Jewish studies in memory of Israel Abrahams, ed. by the faculty and visiting teachers of the Jewish institute of religion, New York 1927, 135–148.
2. Da und Daselbst — zur Schlußvision des Buches Ezechiel
Zur Debatte im Juden vergl. ausführlich Eleonore Lappin: Der Jude. 1916–1928. Jüdische Moderne zwischen Universalismus und Partikularismus, Tübingen 2000 (Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo-Baeck-Instituts 62), 167–198.
(Vergl. Shalom Spiegel: The last Trial. On the legends and lore of the command to Abraham to offer Isaac as a sacrifice: The Akedah, translated from the Hebrew by Judah Goldin, New York 1979, 69.)
(Vergl. dazu bereits Willhelm Gesenius: Ausführliches grammatisch-kritisches Lehrgebäude der hebräischen Sprache, mit Vergleichung der verwandten Dialekte, Leipzig 1817, 632f. = § 154.)
Karl-Friedrich Pohlmann: Ezechielstudien. Zur Redaktionsgeschichte des Buches und zur Frage nach den ältesten Texten, Berlin/New York 1992.
Eine Zusammenfassung und Diskussion der Thesen zum sakralen Raum findet sich im übrigen mittlerweile bei: Hedva Ben-Israel: Hallowed land in the theory and practice of modem nationalism, in: Sacred space. Shrine, city, land, ed. by Benjamin Ze’ev Kedar/ Raphael Jehuda Zwi Werblowsky, New York 1998, 278–294.
Vergl. Martin Heidegger: Bauen Wohnen Denken, in: ders., Gesamtausgabe 1/7, Frankfurt a.M. 2000, 157f.
Zur Forschungsdiskussion vergl. Michael Konkel: Architektonik des Heiligen. Studien zur zweiten Tempelvision Ezechiels (Ez 40–48), Berlin/Wien 2001 (Bonner Biblische Beiträge 129). 252ff.
Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes, in: GA V, Frankfurt a.M. 1977, 27f.
3. Kultur und Idolatrie
David Sorkin: The transformation of German Jewry. 1780–1840, New York 1987, speziell 41–62.
Zur Episteme der Haskala vergl. Amos Funkenstein: Perceptions of Jewish History, Berkeley 1993;
Karlfried Gründer/Nathan Rotenstreich (Hrsg.): Aufklärung und Haskala in jüdischer und nichtjüdischer Sicht, Heidelberg 1990 (Wolfen-bütteler Studien zur Aufklärung 14).
Heinrich Heine: Die Bäder von Lukka, in: ders., Sämtliche Werke VII/I, hg. v. Manfred Windfuhr, Hamburg 1986, 116.
Heinrich Graetz: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart XI, Darmstadt2 1998, 385 ff.
Leopold Zunz: Die gottesdienstlichen Vorträge der Juden, historisch entwickelt. Ein Beitrag zur Alterthumskunde und biblischen Kritik, zur Literatur- und Religionsgeschichte, Berlin 1832, 476.
Moses Mendelssohn: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum, in: ders., Gesammelte Schriften VIII, bearb. v. Alexander Altmann, Stuttgart 1983, 134.
Vergl. hierzu ausführlich Daniel Krochmalnik: Mendelssohns Begriff ›Zeremonialgesetz‹ und der europäische Antizeremonialismus. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung, in: Recht und Sprache in der deutschen Aufklärung, hg. v. Ulrich Kronauer und Jörn Garber, Tübingen 2001 (Hallesche Beiträge zur europäischen Aufklärung 14), 128–160.
Einen knappen und aufschlußreichen Überblick des Gesamtkomplexes bei: Michael A. Meyer: Jüdische Wissenschaft und jüdische Identität, in: Wissenschaft des Judentums — ’iH’W JIODn — Anfänge der Judaistik in Europa, hg. von Julius Carlebach, Darmstadt 1992, 3–20.
Scholem zitiert diese Äußerung Steinschneiders aus einem Nachruf Gotthold Weils, in: G.S., Wissenschaft vom Judentum einst und jetzt, in: ders., Judaica I, Frankfurt a.M. 1968, 147–164, hier 153.
Leopold Zunz: Etwas über die rabbinische Literatur (1818), in: ders., Gesammelte Schriften I, Berlin 1875, 3–31, hier 4f.
Vergl. Franz Rosenzweig: Zeit ists… Gedanken über das jüdische Bildungsproblem des Augenblicks (1917), in: ders., Kleinere Schriften, Berlin 1937, 56–78.
Vergl. dazu: Ismar Schorsch: Breakthrough into the past. The Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden, in: Leo Baeck Yearbook XXXIII (1988), 3–28;
Michael A. Meyer: Von Moses Mendelssohn zu Leopold Zunz. Jüdische Identität in Deutschland 1749–1824, aus dem Englischen von Ernst-Peter Wieckenberg, München 1994, 180–211.
(Eduard Gans: Zweite Rede vor dem ›Kulturverein‹ [1822],
Norbert Waszek: Eduard Gans [1797–1839].(Heinrich Heine: Säkularausgabe. Werke. Briefwechsel Lebenszeugnisse [HSA], Bd. XX, Berlin/Paris 1970, 97.)
Vergl. Nachman Krochmal: Moreh nevucheh haseman, in: Kitvei Ranak, ed. by Simeon Rawidowicz, London 1961, 50. In Ermangelung jeglicher Übersetzung kann hier leider immer noch lediglich auf das hebräische Original verwiesen werden.
Salomon Ludwig Steinheim: Die Offenbarung nach dem Lehrbegriffe der Synagoge. Zweiter Theil: Die Glaubenslehre der Synagoge als exacte Wissenschaft, Leipzig 1856 (Nachdruck: Hildesheim u.a. 1986), 791. (Hervorhebungen im Text nach dem Original.)
Vgl. zu diesem Komplex Heinz Mosche Graupe: Steinheim und Kant. Eine Untersuchung zum Verhältnis von Theologie und Religionsphilosophie, in: Leo Baeck Yearbook V (1960), 140–176.
Salomon Ludwig Steinheim: Die Offenbarung nach dem Lehrbegriffe der Synagoge, ein Schiboleth. Erster Theil, Frankfurt a.M. 1835, 96ff.
Vgl. Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft, in: ders., Werke in zehn Bänden, hg. von Wilhelm Weischedel, Darmstadt 1983, Bd. VI, 264ff. (=A 238ff., »Über die Postulate der praktischen Vernunft überhaupt«).
(Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke und Briefe in vier Bänden, hg. v. Ilse-Marie Barth u.a., Bd. III, Frankfurt a.M. 1990, 543.)
Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie, in: ders., Gesammelte Schriften, hg. v. Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M. 1997, Bd. VII, 296.
4. Der Zionismus und der ›andere‹ Raum
(Hirsch Kalischer: Drischath Zion, oder Zions Herstellung, aus dem Jiddischen ins Deutsche übersetzt von Dr. Poper, Thorn 1865, 82ff.)
(Zu Kalischers halachischer Argumentation en detail vergl. Jody Myers: Seeking Zion. Modernity and Messianic Activism in the Writings of Tsevi Hirsch Kalischer, Oxford/Portland 2003.)
(M.A. Roth: Der Zionismus. Vom Standpunkte der jüdischen Orthodoxie, Nagytapolcsany2 1904, 6f., 72). Im Rückgriff auf Talmud und Sohar formuliert Roth die Einsicht, »dass die Erlösung für uns nicht plötzlich eintreten, sondern, nur succesive heranreifen wird« (14); aus Nachmanides’ Sefer haMitzvot leitet er ab, »dass die jüdische Gesetzestreue nicht nur gegen die positiven Zionsbe-strebungen keine Einwendungen erhebt, sondern im Gegentheil, dieselben als heilige Pflichterfüllungen, denen gegenüber unter Umständen sogar andere religiöse Pflichten zurückzutreten haben, von ihren Bekennern erheischt.« (10)
(Mosche Pinchas Elchanan [Hyle] Wechsler: Ein Wort der Mahnung an Israel um Beherzigung der Judenhetze und merkwürdige darauf bezügliche Träume, Würzburg 1881 [Reprint: Jerusalem 1991], 38.)
Zu Wechsler vergl. Gershom Scholem: Die letzten Kabbalisten in Deutschland, in: ders., Judaica III. Studien zur jüdischen Mystik, Frankfurt a.M. 1970, 218–246;
Matthias Morgenstern: Einheit durch Sünde. Hile Wechsler: das Konzept eines Mystikers zur Überwindung der jüdischen Spaltung, in: Judaica 54 (1999), 30–41.
Zum Gesamtkomplex — der im Grunde einen eigenen Exkurs verdient hätte — vergl. Aviezer Ravitzky: Messianism, Zionism, and Jewish religious radicalism, translated by Michael Swirsky and Jonathan Chipman. Chicago 1996;
Yaakov Zur: Bën Orthodoksijah leZijonut. HaZijonut haDatit veMitnegdijah (BeGermanijah 1896–1914), Ramat Gan 2001;
Yosef Salmon: Religion and Zionism. First encounters, Jerusalem 2002.
Vergl. Heinrich Heine: Geständnisse, in: Sämtliche Schriften VI/1, hg. von Klaus Briegleb, München2 1985, 483f.: »Jetzt würdige ich den Protestantismus ganz absonderlich ob der Verdienste, die er sich durch die Auffindung und Verbreitung des heiligen Buches erworben. Ich sage die Auffindung, denn die Juden, die dasselbe aus dem großen Brande des zweiten Tempels gerettet, und es im Exile gleichsam wie ein portatives Vaterland mit sich herumschleppten, das ganze Mittelalter hindurch, sie hielten diesen Schatz sorgsam verborgen in ihrem Ghetto, wo die deutschen Gelehrten, Vorgänger und Beginner der Reformation, hinschlichen um Hebräisch zu lernen, um den Schlüssel zur Truhe zu gewinnen, welche den Schatz barg.«
Geoffrey H. Hartman: The question of our speech, in: ders., The fateful question of culture. The Wellek library lectures, New York 1997, 86f.
C.L.K.: Neu-Judäa. Entwurf zum Wiederaufbau eines selbständigen jüdischen Reiches, als Beitrag zur Vorgeschichte des Zionismus herausgegeben von Heinrich Loewe, Berlin2 1903.
Moses Hess: Rom und Jerusalem. Die letzte Nationalitätenfrage, Tel Aviv 1935, 184.
So sieht noch David Koigen das Judentum in seiner Verpflichtung gegenüber der »Weltseele«, der »universellen Theokratie« unfähig zur Entwicklung »einer neuen Schöpfungsart«, da ihm ein wesentlicher Bestandteil des Kulturaktes, insbesondere des künstlerischen Aktes, »das Sich-Selbst-Fühlen und Wollen« unverständlich bleiben muß. David Koigen: Ideen zur Philosophie der Kultur. Der Kulturakt, München / Leipzig 1910, 252ff.
Max Nordau: Was bedeutet das Turnen für uns Juden?, in: Max Nordau’s zionistische Schriften, hg. vom Zionistischen Aktionskomitee, Köln/Leipzig 1909, 382–388, hier 386.
Vergl. Monica Rüthers: Von der Ausgrenzung zum Nationalstolz. »Weihische« Juden und »Muskeljuden«, in: Der Traum von Israel. Die Ursprünge des modernen Zionismus, hg. v. Heiko Haumann, Weinheim 1998, 319–329.
Benjamin ist den politischen und theologischen Aspekten dieses Verhältnisses in seinem 1921 veröffentlichten Aufsatz Zur Kritik der Gewalt (Walter Benjamin: Gesammelte Schriften, hg. v. Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Bd. 11/1, Frankfurt a.M. 1991, 179–203) nachgegangen. Derrida macht diese Entdeckungen um das in jeder Staatsgründung ›eingemauerte Schweigen‹ (»un silence mure dans la structure violente de l’acte fondateur«) dann zum Ausgangspunkt seiner Kritik des Rechts in Force de loi. Le »Fondement mystique de l’autorité«, Paris 1994, 33.
Michel de Certeau: L’Écriture de l’histoire, Paris 1975, 327.
(Manfred Frank: Die unendliche Fahrt. Ein Motiv und sein Text, Frankfurt a.M. 1979, 200.)
Vergl. zu diesen Unterscheidungen Robert Matthias Erdbeer: Der Text als Verfahren. Zur Funktion des textuellen Paradigmas im kulturgeschichtlichen Diskurs, in: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 46 (2001), 77–105.
Ich verweise hier auf Wolfgang Braungart: Ästhetischer Katholizismus. Stefan Georges Rituale der Literatur, Tübingen 1997, 1–73.
Zu diesen Entwicklungen vergl. Anne Hoormann: Lichtspiele. Zur Medienreflexion der Avantgarde in der Weimarer Republik, München 2003, insbes. 33–98.
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Theisohn, P. (2005). Urbare Zeichen — Zionismus und Moderne. In: Die Urbarkeit der Zeichen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00101-6_1
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