Zusammenfassung
Dass die Studenten- und Protestbewegungen in der damaligen Bundesrepublik die Neue-Musik-Szene tief bewegte, aufrüttelte, aufweckte, aufund durchwühlte — wie es die Oboistin und Dirigentin Mirjam Sohar, 1968 18 Jahre alt, betont -, daran besteht kein Zweifel. Das Feld der Neuen Musik in der damaligen Bundesrepublik war spätestens ab 1968 bis in die 1970er Jahre hinein von den links orientierten, auf gesellschaftlichen und politischen Wandel ausgerichteten Ideen durchdrungen. Kein Verfechter der Avantgardemusik2 konnte sich ihnen ernsthaft entziehen — zumal das politische Wertesystem, das sich in den Studenten- und Protestbewegungen um 1968 artikulierte, mit demjenigen der Komponisten prinzipiell korrespondiert haben dürfte.
»Genau wie der Dirigent derjenige ist, der vorgibt, […] was die anderen zu tun haben, genauso verhält sich auch der Komponist. Ein Komponist gibt genau die Töne vor. Und das ist nicht demokratisch genug. Und mit der politischen Bewegung, mit der antiautoritären Bewegung, mit dem Interesse, für das, was in der Nazizeit passiert ist [… ] mit der Veränderung all dieser musikalischen Strukturen ging auch ein Anliegen von Demokratie einher — und zwar ein tiefes Anliegen von Demokratie.«1
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Kutschke, B. (2007). Angry Young Musicians. In: Klimke, M., Scharloth, J. (eds) 1968 Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00090-3_15
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