Zusammenfassung
Die Anfänge von Hector Berlioz’ dritter Symphonie — nach den beiden Teilen der »Épisode de la vie d’un artiste« und »Harold en Italie« — reichen weit zurück in die Wochen der seelischen Verwirrung, in die das Auftreten einer englischen Schauspieltruppe und das erste Erlebnis von Shakespeares Tragödien den jungen Musiker gestürzt hatten. Als Ophelia hatte er Harriet Smithson in der ersten Vorstellung des »Hamlet« gesehen, und die Wirkung ihres dramatischen Genies verschmolz in seiner Einbildungskraft ganz mit der des Dichters Shakespeare selbst. Noch Jahrzehnte danach konnte er den Augenblick in seiner Phantasie wiederbeleben, in dem die von ihm glühend verehrte Schauspielerin als Julia, wiedererwachend, den sterbenden Romeo umarmt. Das war im September 1827. Eben erst im Wettbewerb um den Rompreis der Akademie gescheitert — seine Preiskantate: »La mort d’Orphée« wurde im Juli als unausführbar abgelehnt —, träumte Berlioz damals von grandiosen Bühnenwerken, von der Fertigstellung seiner Oper: »Les Francs-Juges« (»Die Feme-Richter«) und vielleicht noch immer von monumentalen Kirchenwerken wie dem schon 1823 entworfenen Oratorium: »Le Passage de la Mer rouge«. Er dachte weiterhin als Komponist in den ästhetischen Kategorien seiner aus dem revolutionären Klassizismus der neunziger Jahre stammenden Lehrer: die große dramatische Szene und das Pathos ins Riesenhafte ausgedehnter Messen und Requiem-Kompositionen hatten seine Anfänge geprägt, noch ehe er — bis dahin Privatschüler von LeSueur — sich 1826 am Conservatoire einschreiben konnte.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2007 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Dahlhaus, C., Miller, N. (2007). Hector Berlioz’ Vision der dramatischen Symphonie: »Roméo et Juliette« und die Ästhetik des genre instrumental expressif. In: Europäische Romantik in der Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00021-7_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00021-7_13
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01583-9
Online ISBN: 978-3-476-00021-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)