Zusammenfassung
In frostiger Anlehnung an das klassizistische Drama hatte die französische Oper über das Ende des 18. Jahrhunderts hinaus an Glucks Forderung festgehalten, Musik und Libretto der ernsten Oper seien in jedem Augenblick auf den dramatischen Konfl ikt zu beziehen. Die Revolutionsoper hatte zwar für mehr als ein Jahrzehnt die am Singspiel orientierte Mischform der »Rettungsoper« etabliert — mit ihrem dramaturgischen Wechsel von gesprochenem Dialog, Melodram und musikalischer Einzelnummer, mit ihrer populären Stoffvielfalt des Effektvollen und Rührenden —, aber nicht nur blieb in den herausragenden Römer-Opern, in denen sich das politische Sendungsbewußtsein der Revolution, des directoire und des späteren Kaisertums mit Vorliebe spiegelte, das Pathos der Einfachheit ungebrochen, sondern auch die aufwühlenden, alle Leidenschaften beschwörenden Schöpfungen des neueren Operntypus folgen dramaturgisch der gleichen Unterordnung aller Elemente unter das Gebot der Bühnenfunktion und bleiben musikalisch wie selbstverständlich in der überlieferten Ordnung der musikalischen Affekte. Die in sich richtige Bemerkung, die eigentlichen Neuerungen der Revolutionsoper gingen mehr auf die Rechnung der Librettisten und Bühnenbildner als der im Konventionellen beharrenden Komponisten, trifft die Situation und Leistung der französischen Oper nach 1790 nur unzureichend: Wie der Schatten Voltaires über dem gleichzeitigen französischen Drama liegt der Schatten Glucks, aller programmatischen Rangverschiebungen in der Oper ungeachtet, über dem musikdramatischen Denken der Jahrhundertwende.
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Dahlhaus, C., Miller, N. (2007). Giacomo Meyerbeers »Huguenots«: Die Besitzergreifung der Geschichte durch die Oper. In: Europäische Romantik in der Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00021-7_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00021-7_11
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01583-9
Online ISBN: 978-3-476-00021-7
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