Zusammenfassung
Das Glück ist nur im Augenblick zu haben und nur einmal. Der Augenblick aber, so wünschen wir uns, soll so oft wiederkommen, wie wir wollen. In der Wiederholung, in der Lust zur Reproduktion liegt bereits die Antiutopie. Daran wird alle Energie gesetzt. Die Technik hat uns Hilfsmittel an die Hand gegeben, die Wirklichkeit, das Unwiederholbare wiederholbar zu machen und damit das Glück in ein falsches Glück zu verwandeln. Aus der Wiederholung tritt uns die Langeweile der Utopie entgegen, ihre Sicherheit, ihre Stumpfheit. Wiederholtes Leben wird berechenbar, wir wissen, wie alles kommt. Die Zukunft liegt fest. Der Mensch in der Utopie sagt, ich weiß, was ich habe, ich weiß, was kommt. Ausbruch würde erneute Unsicherheit und Unübersichtlichkeit bedeuten. Eine vollkommen gelungene Liebesnacht ist nicht wiederholbar. Jeder Versuch würde in einer Katastrophe enden. Genausowenig ist eine vollkommen gelungene Aufführung eines Musikstücks wiederholbar. Mit der Aufzeichnung auf Band erhält das Geschehen seine Zombienatur. Die utopische Zivilisation hat die Tendenz, im Ersatz verlorenzugehen. »Sie wollten, was nur einmal möglich ist: das Jetzt«, heißt einer der wichtigen Sätze in Max Frischs Roman Mein Name sei Gantenbein.
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Winter, M. (1993). Unwiederholbarkeit, das letzte Paradies. In: Ende eines Traums. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00006-4_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00006-4_12
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00840-4
Online ISBN: 978-3-476-00006-4
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