Alle menschliche Ordnung ist symbolisch vermittelt. Das heißt, Menschen orientieren ihre Erwartungen, ihre wechselseitigen Beziehungen und ihr Handeln an Vorstellungen, welche nur insoweit mitteilbar und verständlich sind, aber auch überhaupt nur eine gewisse Festigkeit erhalten können, als sie Bezug nehmen auf sinnlich wahrnehmbare, bedeutungsvolle Signale, deren Bedeutung kulturell stabilisiert ist. Sprache ist dafür eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Nur insoweit als die Sprache mit ausreichender Verläßlichkeit auf erfahrbare Zusammenhänge verweist und deren Bedeutung stabilisiert, kann von Ordnung die Rede sein. „Sowohl nach ihrer Genese (Gesellschaftsordnung ist das Resultat vergangenen menschlichen Tuns) als auch in ihrer Präsenz in jedem Augenblick (sie besteht nur solange menschliche Aktivität nicht davon abläßt, sie zu produzieren) ist Gesellschaftsordnung als solche ein Produkt des Menschen.“ (Berger/Luckmann 1969: 54) Kultur- und Gesellschaftsentwicklung als Vorstellung eines gerichteten (wenngleich von keinem Menschen so beabsichtigten) Prozesses läßt sich aufgrund unseres heutigen soziologischen Verständnisses ‚moderner‘ Gesellschaften als wachsende Kornplexität der symbolischen Verweisungssysteme, als Ausdehnung der Räume interdependenter sozialer Beziehungen und als zunehmende Differenzierung und Spezialisierung von Handlungssystemen begreifen.