Zusammenfassung
Es überrascht und irritiert, daß die langfristige Entwicklung regionaler Unterschiede in Deutschland im 20. Jahrhundert bisher kaum untersucht worden ist. Besonders die Debatte über das Süd-Nord-Gefälle beleuchtet schlaglichtartig, wie wenig wir über regionale Disparitäten Deutschlands in der längeren historischen Perspektive wissen und wie wenig wir deshalb abschätzen können, ob dieses Süd-Nord-Gefälle eine Entwicklung der jüngsten Vergangenheit ist oder tiefer in die Geschichte zurückreicht, ob es an die scharfen regionalen Kontraste zwischen industrialisiertem Ruhrgebiet, Sachsen, Berlin und dem agrarischen Osten im früheren Deutschen Reich auch nur im entferntesten heranreicht und sich wirklich neue regionale Kontraste in der jüngsten Geschichte der Bundesrepublik auftun. Im Unterschied zu Großbritannien, zu Frankreich, zu Belgien, zu Italien, dem europäischen Land mit den schärfsten regionalen Unterschieden, haben Sozialwissenschaftler in der Bundesrepublik dieses Thema in der langen Perspektive weitgehend vernachlässigt1. Ohne Zweifel gab es eine lebhafte Diskussion unter Wirtschaftshistorikern über die Auswirkungen der Industrialisierung auf die wirtschaftlichen Wachstumsunterschiede und Wohlstandsgefälle in Deutschland. Diese Debatte reicht aber über das „lange“ 19. Jahrhundert, also über 1914, nicht hinaus2. Sie sparte bisher die Langzeitentwicklung der vergangenen achtzig bis hundert Jahre aus.
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© 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Kaelble, H., Hohls, R. (1989). Der Wandel der regionalen Disparitäten in der Erwerbsstruktur Deutschlands 1895–1970. In: Regionen im historischen Vergleich. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99926-9_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11880-2
Online ISBN: 978-3-322-99926-9
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