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Emile Durkheim — Grundlegung der soziologischen Theorie des Symbols

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Zusammenfassung

Am Werk Emile Durkheims (1858–1917), einem der Begründer der modernen Soziologie, läßt sich nachvollziehen, wie die soziologische Denkweise und damit auch die bald darauf entstehende Wissenssoziologie sich gegen überkommene Formen der Philosophie abgrenzen (müssen), wenn sie ihren Gegenstand überhaupt angemessen zur Darstellung bringen wollen. Die damit aufgeworfene Problematik führt geradewegs ins Zentrum unserer Fragestellung, weshalb die folgende Darstellung einiger Facetten seines Werks für unser Thema unerläßlich ist2. Für Durkheim beinhaltet nämlich die zu seiner Zeit erst noch zu gestaltende soziologische Denkweise immer auch die Berücksichtigung der Tatsache, daß die alltäglichen wie auch die wissenschaftlichen Begriffe, Schemata oder Kategorien zur geistigen Ordnung der Welt grundsätzlich als Resultat der gesellschaftlichen Ordnung aufzufassen sind. Dies bedeutet vor allem, daß die Symbole, wie alle übrigen Denkformen, in denen die Menschen ihre Aussagen formulieren und aufeinander abstimmen, im Zusammenhang mit der Ausbildung von gesellschaftlichen Verhältnissen und dazugehörigen Beziehungslogiken begriffen werden müssen, die im Rahmen geschichtlicher Entwicklungsprozesse entstanden sind und die eine Gesellschaft in innere strukturelle Teilbereiche differenzieren. Nach Auffassung Durkheims kann die Soziologie auf dem Wege der Rekonstruktion gesellschaftlicher Entwicklungen noch die Genesis der kategorialen Struktur des Bewußtseins3 untersuchen, die vor allem in der Philosophie Kants als Ausgangspunkt und Bedingung aller Erkenntnis angesehen wird. Aber damit ist seine Position noch nicht vollständig beschrieben. Vor allem gegenüberzwei philosophischen Grundhaltungen grenzt Durkheim sich an verschiedenen Stellen seines Gesamtwerkes immer wieder ab; es sind Empirismus und Apriorismus, die als die Alternative angesehen werden,

„entweder die höheren und spezifischen Fähigkeiten des Menschen auf die niedrigen Formen des Seins zurückzuführen, die Vernunft auf die Sinne, den Geist auf die Materie, was darauf hinauslief, ihre Besonderheit zu verneinen; oder auf irgendeine außererfahrungsmäßige Wirklichkeit, die man postuliert, deren Existenz aber durch keine Beobachtung ermittelt werden kann“ (EF: 597).

So ist dar soziale Leben unter all seinen Aspekten und zu allen Augenblicken seiner Geschichte nur dank eines umfangreichen Symbolismus möglich (Emile Durkheim1).

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Literatur

  1. EF: 317; für die in diesem Kapitel verwendeten Siglen gilt der folgende Schlüssel: `EF’ bezeichnet Durkheim 1981, `PS’ steht für Durkheim 1987, `DM’ betrifft die Arbeit: Durkheim und Mauss 1987

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  2. Diesen Ansatz genauer nachzuzeichnen erscheint uns auch deshalb reizvoll, weil Durkheims Werk bis heute noch zu widerfahren scheint, was René König bereits in seinem Vorwort zur deutschen Ausgabe der Regeln moniert hatte: „entweder er ist in seinen Hauptleistungen ganz und gar unbekannt“ (vgl. etwa die völlig inakzeptabel auf einen Gedanken verkürzte Darstellung bei Helle, 1980: 27/28) „oder er wird… falsch dargestellt” (König in: Durkheim, 1961: 16); vgl. dazu etwa die Rezeption der Idee der sozialen Kategorienbildung (im wesentlichen das Entgegensetzen von Alltagshandeln und `Efferveszenz’) durch Joas, in dem der deutschen Ausgabe von Durkheim 1987 angefügten Aufsatz: Durkheim und der Pragmatismus’

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  3. Diese Auffassung teile ich mit Joas, der zu Durkheims Intentionen folgendes ausführt: „Durkheim will zeigen, daß nicht nur die Inhalte des Wissens, sondern sogar die Formen des Erkennens sozial konstituiert seien. Die Kategorien von Raum und Zeit, Kraft und Kausalität, die Person und die Gattung seien an sozialen Sachverhalten gewonnen und Modell für Wahrnehmung und Erkenntnis der Welt insgesamt“ (Joas 1987: 267 )

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  4. Folgende Textstelle kann die bezeichnete Frontstellung etwas eingehender verdeutlichen: „Bisher standen sich… zwei Meinungen gegenüber. Für die einen können die Kategorien nicht von der Erfahrung abgeleitet werden: Sie kommen logisch vor ihr und bedingen sie. Man stellt sie sich wie einfache, nicht zurückführbare Gegebenheiten vor, die dem Geist dank seiner eingeborenen Konstitution immanent sind… a priori. Für die anderen dagegen sind sie konstruiert, aus Stücken und Teilen zusammengesetzt, und das Individuum ist der Baumeister dieser Konstruktion“ (EF: 33). Der Apriorismus unterstellt die naturgeschichtliche Entwicklung und Omnipräsenz der wesentlichen Kategorien, nach denen der menschliche Geist die Sinneswahrnehmungen organisiert. Während der Empirismus, der sich allein auf die sensualistischen Fähigkeiten des Individuums verlassen will, den Kategorien ihr Wichtigstes entziehen muß: die universelle Geltung und die Notwendigkeit bzw. Verbindlichkeit, die garantieren, daß zwischen verschiedenen Einzelnen Verständigung über ihre Wahrnehmungen möglich ist. Daß i.d.R. Verständigung über Sinnesdaten grundsätzlich möglich ist, muß aber seinerseits als ein empirisch beobachtbares Faktum akzeptiert werden. Daher resümiert Durkheim: „Der klassische Empirismus endet im Irrationalismus” (EF: 34). „Nimmt man aber einen sozialen Ursprung der Kategorien an, dann wird eine neue Haltung möglich, die… erlauben würde, diesen Gegensätzen zu entgehen“ (EF: 35)

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  5. Dies muß deshalb hervorgehoben werden, weil ansonsten der Argumentationsgang und die Untersuchungen Durkheims nur unvollständig nachvollziehbar bleiben würden und weil eine Zahl der sich auf Durkheim beziehenden Autorinnen (u.a. Mary Douglas) ihn nur einseitig, die Konstitution der i.e.S. logirchen Kategorien betrachtend, rezipiert

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  6. Selbstverständlich geht die Erörterung dieser Frage mit Überlegungen zur Entstehung der Wörter natürlicher Sprachen einher: „Das Begriffssystem, mit dem wir im täglichen Leben denken, ist das System, das der Wortschatz unserer Muttersprache ausdrückt. Denn jedes Wort bezeichnet einen Begriff“ (EF: 579)

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  7. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Sicherheit des alltagsweltlich oder wissenschaftlich eingespielten Wissens in irgendeiner Form fragwürdig geworden ist. Daher spiegelt sich in der Reflexion auf die Grundlagen der Erkenntnis oder des Wissens immer auch ein jeweils aktuelles (außerwissenschaftliches) Problem, und die Analyse der elementaren Mechanismen der Kategorienbildung verspricht, mehr Klarheit über die Struktur aktueller Erkenntnisprobleme zu gewinnen. Für Probleme im Objektbereich der Sozialwissenschaften reicht jedoch eine Untersuchung der erkenntnistheoretischen Aspekte der zu ihrer Entstehung beitragenden Klassifizierungsverfahren meist nicht aus und es wird vordringlich, wie es u.a. die Wissenssoziologie versucht, vor bzw. unabhängig von einem Lösungsversuch die sozialen Bedingungen seiner Entstehung zu betrachten. Vgl. in diesem Zusammenhang Durkheims Bemerkung zum Sinn seiner ethnographischen Untersuchungen: „Die Soziologie stellt sich andere Probleme als die Geschichte oder die Ethnographie. Sie versucht nicht, erloschene Formen der Zivilisation zu erschließen, nur um sie zu erkennen und zu rekonstruieren. Sondem sie hat, wie jede positive Wissenschaft, vor allem das Ziel, eine aktuelle, uns nahe Wirklichkeit zu erklären, die folglich imstande ist, unsere Gedanken und unsere Handlungen zu beeinflussen“ (EF: 17)

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  8. Der Begriff `primitiv’ ist durch abwertende Konnotationen stark belastet. Ich folge dennoch dem Usus Durkheims, der ihn als Synonym für Gesellschaften einsetzt, die an Einfachheit durch keine anderen übertroffen werden (allerdings folge ich Durkheim nicht, wenn er, was bisweilen geschieht, den Begriff auf Menschen bezieht): „Man sieht, daß wir dem Wort Ursprung wie dem Wort primitiv einen ganz relativen Sinn geben. Wir verstehen darunter keinen absoluten Anfang, sondem den einfachsten sozialen Zustand, der jetzt bekannt ist, den Zustand, über den hinaus es uns heute unmöglich ist, weiter vorzudringen. Wenn wir von den Ursprüngen und Anfängen der Geschichte oder des religiösen Denkens reden, dann möchten wir die Ausdrücke in diesem Sinn verstanden wissen“ (EF: 26)

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  9. Diese Stelle einer Rezension aus der Feder Durkheims umreißt sehr schön die grundlegende Vorstellung der Autoren, die später von der Durkheim-Schule aufgenommen wurde und zu einer Fülle von bemerkenswerten Arbeiten geführt hat. Die Rezension betrifft eine Arbeit von Lucien Lévy-Bruhl, der seinen Schwerpunkt auf die Untersuchung der Denkweise der Naturvölker gelegt hat. Durkheim 1969, zit. nach Joas 1987: 267, der auch die Übersetzung dieses Abschnitts vorgenommen hat

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  10. Eine Phratrie (Klasse) bezeichnet die Unterteilung innerhalb von Stämmen einer Ethnie. Durkheim möchte den Begriff `Klasse’ lieber Heiratsklassen, den offiziellen `Verkehrsregelungen’ eines Clans vorbehalten. Zur genaueren Darstellung der hier sinnvollen Terminologie siehe DM: 178f

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  11. Divergenzen zwischen vorfindlichen Religionssystemen bestehen allenfalls in unterschiedlicher geistiger Dichte und Komplexität oder auch im Mischungsverhältnis von Begriffen und Bildern, von Ideen und Gefühlen oder im Grad der Differenziertheit der Gesamtsystematik

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  12. Durkheim merkt an, warum gerade die einfache Religion zu untersuchen von Vorteil ist „Wir werden in den primitiven Religionen feststellen können, daß das religiöse Faktum noch deutlich die Zeichen seiner Herkunft trägt es wäre uns viel schwerer gefallen, sie allein aus der Betrachtung entwickelter Religionen zu schließen“ (EF: 25)

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  13. Der Begriff wird deshalb im Singular verwendet, weil Durkheim davon ausgeht, daß die verschiedenen Religionen der Naturvölker durch eine geringe Zahl von Grundvorstellungen hinreichend zu charakterisieren sind, die trotz der gegebenen Vielfalt der Formen „überall die gleiche objektive Bedeutung haben und überall die gleiche Funktion erfüllen“ (EF: 22)

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  14. Auch heute noch gilt ihre Religion den Menschen als intuitives und psychisch tief verankertes Orientierungsmodell, das nicht selten losgelöst von jeglichen Bezug auf rationale Formen des Denkens operiert und die meisten Handlungen beeinflußt

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  15. Bei Parsons (z.B. in: Talcott Parsons und Edward A. Shils: Toward a General Theory of Action, New York 1965, S. 16 wird das Grundproblem jeder Handlungssituation mit dem Begriff der doppelten Kontingenz (double contingency) gefaßt Es besteht, vereinfacht gesagt, darin, daß der eine Akteur nicht weiß, was der andere Akteur weiß und daraus entsteht eine Pattsituation, die Handlung unmöglich macht, wenn nicht situationsübergreifende Orientierungsformen (Normen) für beide verläßliche Anhaltspunkte für ihre jeweilige Situationsdefinition zur Verfügung stellen. Woraus aber sollten die Orientierungen bestehen, wenn nicht aus — symbolisierten Ideen, einem von beiden geteilten Symbolsystem?

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  16. Die Kollektivvorstellungen „setzen voraus, daß die Bewußtseine untereinander wirken und widerwirken; sie entstehen aus diesen Aktionen und Reaktionen, die ihrerseits nur dank materieller Vermittler möglich sind. Diese letzteren beschränken sich demnach nicht nur darauf, den Geisteszustand aufzudecken, mit dem sie verbunden sind; sie tragen im Gegenteil dazu bei, ihn zu machen“ (EF, S. 316)

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  17. Gegen den (geographischen) Materialismus Ratzels und gegen den physiologischen Reduktionismus Maudsleys gewandt betont Durkheim „daß die Idee Wirklichkeiten und Kräfte sind, und daß die kollektiven Vorstellungen noch wirksamere und tätigere Kräfte sind als die individuellen Vorstellungen“ (EF: 313, Fn.). Siehe auch den Aufsatz: Individuelle und kollektive Vorstellungen (Durkheim 1967 )

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  18. Wir können in der Tat sagen, daß sich der Gläubige keinen Täuschungen hingibt, wenn er an die Existenz einer moralischen Kraft glaubt, von der er abhängt und von der er den besten Teil seiner selbst bezieht: diese Macht existiert es ist die Gesellschaft“ (EF: 309)

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  19. Wenn die Menschen auch zunächst noch keinen angemessenen Begriff von diesen Kräften besitzen, so sind ihnen die bestehenden Verbindlichkeiten i.d.R. vollkommen präsent. Durkheim unterscheidet anhand ihrer Folgen zwei Arten von Regeln: Regeln mit natürlichen Folgen, gekennzeichnet durch Automatismen, die sich ergeben, wenn bestimmte Gebote nicht befolgt werden (z.B. Verletzung von Hygieneregeln) und Regeln mit sozialen Folgen, die sich ergeben, weil die Gruppe mit Sanktionen auf ihre Verletzung reagiert (Durkheim 1967:90ft) Für beide Arten gilt: Menschen müssen den Begriff der Norm nicht besitzen um sich dennoch normgerecht verhalten zu können; hier herrscht die gleiche unbewußte Logik wie bei der Sprachsyntax, man spricht grammatisch korrekt ohne unbedingt fähig sein zu müssen, die Grammatik explizieren zu können; hier wie dort existiert ein soziales Kraftfeld, durch das die Gültigkeit der Regeln festgelegt wird, ohne daß die Regeln in einzelnen bewußt sein müßten

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  20. Ein unerwartetes Geräusch kann zur plötzlichen Flucht verleiten genauso wie die Wahrnehmung einer Gestalt, die eine vermeintliche Bedrohung ausstrahlt. Die Differenz besteht in der unmittelbaren Kraft der Sinneseindrücke, Handlungen auszulösen, während die begriffliche Vorstellung nur einen indirekten Ausdruck der Realität vermittelt — ein Denkvorgang muß zu der Wahrnehmung hinzutreten, sie wird bewußt oder unbewußt interpretiert (ihre Bedeutung wird vom wahrnehmenden Organismus ermittelt, bzw. zugeordnet) und erst dann wird gehandelt

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  21. Das Allgemeine existiert nur im Besonderen; es ist das Besondere vereinfacht und verarmt“ (EF: 578) und: „Das Allgemeine denken heißt also, das Besondere unter einem bestimmten Blickwinkel zu denken” (PS: 165)

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  22. Begrifflich Denken heißt, das Veränderliche denken, heißt, es unter das Unveränderliche subsumieren. Die Unveränderlichkeit des Vokabulars ist Ausdruck der Unveränderlichkeit des Begriffs… Der Begriff ist universell oder zumindest universalisierbar, soweit es sich um Menschen derselben Zivilisation handelt. Er ist allen Menschen derselben Sprache gemeinsam oder kommunizierbar“ (PS: 166)

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  23. Der Begriff ist eine wesentlich unpersönliche Darstellungsform mit seiner Hilfe kommunizieren die menschlichen Intelligenzen“ (EF: 580) Universalität und Allgemeinheit von Begriffen müssen klar unterschieden werden: „Wir nennen Universalität die Eigenschaft des Begriffs, einer Mehrheit von Geistern… mitgeteilt zu werden. Diese Mitteilungsfähigkeit ist von ihrem Ausdehnungsgrad völlig unabhängig” (ibid. Fn). „Die entscheidende Frage ist daher, wie das Denken solche Unveränderlichkeit und Unpersönlichkeit, und nicht wie es solche Allgemeinheit hat erlangen können“ (PS:167)

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  24. Anstelle von Durkheims stark kritisierten Konzept des kollektiven Bewußtseins oder der kollektiven Vorstellungen (einige nähere Erläuterungen bei: König 1961: 28ff und Joas 1987: 269ff) wollen wir lieber den Begriff Kultur verwenden. Die folgenden Textstellen mögen den Sinn dieser Ersetzung vor Augen führen: „Die Begriffe, die den verschiedensten Elementen der Sprache entsprechen, sind also kollektive Vorstellungen“ (EF: 581). „Alles Kollektive neigt dazu, feste Formen anzunehmen, das Veränderliche und Zufällige abzustreifen. Weil der Begriff kollektiv ist, drängt er sich uns auf… und schließlich spielt die Sprache eine zentrale Rolle im Begriff und die Sprache ist etwas Kollektives” (PS: 167)

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  25. Neues Wissen schaffen bedeutet, dem bisherigen Begriffsumfang Veränderungen zuzufügen sei es durch Veränderung der Denotation (empirische Untersuchung des vom Begriff symbolisierten Gegenstandes), sei es dadurch, daß innerhalb des Begriffssystems an einer anderen Stelle (bei anderen Begriffen/Bedeutungen) Veränderungen vollzogen wurden und mit Hilfe von theoretischen Schlußfolgerungen (auch das sind Interpretationen/Deutungen) die Auswirkungen auf den gerade betrachteten Begriff beleuchtet und bewußt gemacht werden. Folgerungen der letzteren Art werden durch Explizitmachung der Konsequenzen einzelner empirischer Befunde für einen umfassenderen Erfahrungszusammenhang gewonnen und nicht durch direkte Beobachtung der Realität Es handelt sich um Erkenntnisse der Zusammenhänge innerhalb der Symbolwelt

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  26. Beispielhaft zur symbolischen Kreativität von ‘Milieus’ etwa: Willis, Paul/ Simon Jones/ Joyce Canaan und Geoff Hurd (1991): Jugend-Stile. Zur Asthetik der gemeinsamen Kultur. Hamburg/ Berlin oder auch: Clarke, John u.a. (1981): Jugendkultur als Widerstand: Milieus, Rituale, Provokationen

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  27. Das Gesamtwerk von Max Weber ist diesem Problembereich gewidmet. Die hier einschlägige Publikation, die Weber weltweite Resonanz einbrachte, ist Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1905). Neudruck: München/Hamburg 1968. Die auch heute noch lesenswerte Quintessenz dieser Arbeit enthält ihr Ausschnitt Askese und protestantischer Geist, auch zu finden unter dem Titel: Asketischer Protestantismus und kapitalistischer Geist. In: Weber, Max ( 1964 ): Soziologie — Weltgeschichtliche Analysen — Politik. Stuttgart

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Hülst, D. (1999). Emile Durkheim — Grundlegung der soziologischen Theorie des Symbols. In: Symbol und soziologische Symboltheorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99876-7_5

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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