Zusammenfassung
Im allgemeinen beginnt die Darstellung der Geistesgeschichte eines konkreten Problems entweder mit dem historischen Auftreten jenes Phänomens oder aber mit der klassischen griechischen Philosophie als Beginn systematischer Wirklichkeitsaneignung des abendländischen Menschen. Die Theologen dagegen greifen per se auf die Bibel und deren Umwelt zurück. Allerdings ist das Problem des Todes nicht erst an einem bestimmten historischen Punkt aufgetreten, und ebensowenig ist es erst mit der griechischen Philosophie oder biblischen Theologie Gegenstand denkerischer Auseinandersetzung geworden. Wir können davon ausgehen, daß die Fähigkeit und damit mitgegebene Notwendigkeit, das eigene Ende zu antizipieren und es in das jeweilige Verständnis von Welt zu integrieren, einen der Scheidepunkte auf dem langen Weg des frühen Hominiden zum homo sapiens darstellt. Wie die Erkenntnistheorie des Todesbewußtseins gezeigt hat (vgl. S. 19ff.), ist das Wissen um den Tod und seine sinnhafte Integration in das Leben ein anthropologisch universales Vermögen, das durch den Mangel an positiver Erfahrbarkeit des Todes eine primär geistige Tätigkeit ist. Eine Geistesgeschichte des Todes muß also da einsetzen, wo die Geistestätigkeit des Menschen beginnt, und dies ist die Epoche der Menschwerdung des Hominiden. Daß wir im folgenden nur u. E. bedeutsame Etappen der Geistesgeschichte des Todes skizzieren können, versteht sich von selbst.
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© 1989 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Nassehi, A., Weber, G. (1989). Zur Geistesgeschichte des Todes. In: Tod, Modernität und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99833-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99833-0_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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