Zusammenfassung
In der „Übersicht über die weltanschaulich-politische Haltung der Philosophieprofessoren auf den Universitäten in Deutschland“ wird der 1940 für die Nachfolge des im Oktober 1938 emeritierten Ordinarius Carl Siegel2 an die Universität Graz berufene Dozent Wolfram Steinbeck in der Gruppe V: „Nationalsozialistische Philosophen. (Versuche eine ‚nat. soz. Philosophie’ aufzubauen).“ geführt.
Steinbeck, Wolfram, Graz. Dozent, geb. 1905 Fachlich sehr guten Eindruck, eine eigene Linie einhaltend. Politisch (Auskunft vom Jahre 1941 aus Graz): Pg. seit 1932, schon 1933 SA, Kriegsfreiwilliger 1940. Schrifttum. Die Lehre vom Menschen in der Philosophie Fichtes (Habilitationsschrift). Obige Beurteilung wurde vom Abschnitt Graz erstellt. Durch den LA Berlin wird Steinbeck im Jahre 1942 folgendermassen beurteilt: Aktiver Mitarbeiter im Dozentenbund. Gehört weltanschaulich zu den überzeugten Nat. Soz., die sich jederzeit für den Einsatz zur Verfügung stellen. Wissenschaftlich durch seine Arbeit über Fichte hervorgetreten die seine wissenschaftliche Befähigung, seine Kenntnisse und seinen Fleiss einwandfrei darlegte. Steinbeck wurde vom Prof Baeumler als „ungewöhnlich begabt beurteilt“.
Zur ausführlichen Beschreibung der Quelle siehe: George Leaman/Gerd Simon: Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, hg.v. Carsten Klingemann, Michael Neumann, Karl-Siegbert Rehberg, Ilja Strubar, Erhard Stölting, Opladen 1994, S. 261 ff. An der Schreibweise des Dossiers wurden keine Korrekturen angebracht.
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Literatur
Zur ausführlichen Beschreibung der Quelle siehe: George Leaman/Gerd Simon: Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, hg.v. Carsten Klingemann, Michael Neumann, Karl-Siegbert Rehberg, Ilja Strubar, Erhard Stölting, Opladen 1994, S. 261 ff. An der Schreibweise des Dossiers wurden keine Korrekturen angebracht.
Tatsächlich liest Siegel als Emeritus bis zu seinem Tod im Jahr 1943. Vgl. Barbara Schönafinger: Das Grazer Philosophische Institut 1920–45 und seine Verstrickung in den Nationalsozialismus. Diplomarbeit, Graz 1994, S. 31ff.
George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Hamburg 1993, S. 81. Für die Grazer Jahre zudem Schönafinger, welche Leamans umfassende Angaben um einige Details aus dem Grazer Personalakt ergänzt. Klärungsbedürftig wäre das im Dossier genannte Jahr des Parteibeitritts (1932), welches in der Mitgliedskarte Nr. 1471512 mit 1.2.1933 datiert ist, in der Mitgliedskarte des NSD-Dozentenbundes aber bereits mit Oktober 1932 angegeben wird und von Steinbeck selbst in der „Parteistatistischen Erhebung 1939“ mit dem 26.10.32 konkretisiert wird. Vgl. Personalakt (PA) Wolfram Steinbeck, Bundesarchiv (BA) Ast. Zehlendorf.
Veröffentlicht wurde die Schrift in der von Alfred Baeumler herausgegebenen Reihe „Forschungen zur Philosophie und Geistesgeschichte“, München 1939. In Baeumlers 1948 für das Spruchkammerverfahren verfaßten Darstellung seiner „politischen Entwicklung“ dient ihm diese Buchreihe und insbesondere auch Steinbecks Schrift als Beweis „sachlicher weltanschaulicher Arbeit“. Alfred Baeumler: Meine politische Entwicklung. In: Marianne Baeumler/Hubert Brunträger/Hermann Kurzke: Thomas Mann und Alfred Baeumler. Eine Dokumentation. Würzburg 1989, S. 197.
Vgl. Alfred Baeumler: Männerbund und Wissenschaft. Berlin 1934, S. 129f. Die Abkehr vom althergebrachten idealistischen Gelehrtentum findet sich auch in der als „Krisendiskurs“ betriebenen Reaktualisierung der Philosophie Piatons.
Vgl. Teresa Orozco: Die Platon-Rezeption in Deutschland um 1933. In: Ilse Korotin: Die besten Geister der Nation. Philosophie und Nationalsozialismus. Wien 1994.
Vgl. „Heroischer Realismus“ (Nationalsozialistische Revolution und Evolution): seit 1933. In: Meyers Lexikon, Zweiter Band, Leipzig 1937, S. 1222.
Wolfram Steinbeck: „Darstellung meiner wissenschaftlichen Arbeiten“, wahrscheinlich als Beilage zu einem Ansuchen um Verlängerung des Habilitationsstipendiums an den Reichserziehungsminister vom 11.2.1938, REM 7251, PA Wolfram Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
REM 7238, PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
REM 7240 Alfred Baeumler, Institut für politische Pädagogik an der Universität Berlin an den Führer des NSD-Dozentenbundes und der Dozentenschaft der Universität Berlin (Kamerad Landt) v. 26. Juni 1937. PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
REM 7243, PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
REM 7258–7260, PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
Thomas Laugstien: Philosophieverhältnisse im deutschen Faschismus. Hamburg 1990, S.42.
REM 7260, PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
Baeumler: Männerbund, S. 125.
Wolfram Steinbeck: Das Bild des Menschen in der Philosophie Johann Gottlieb Fichtes, S. 8.
Baeumler: Männerbund, S. 125.
Steinbeck: Bild des Menschen, S. 8.
Hans Sluga diskutiert den Einfluß Fichtes auf eine „nationalsozialistische“ Philosophie sowie auf das darin artikulierte Krisenbewußtsein in zwei Beiträgen: Hans Sluga: Die verfehlte Sendung. Die Philosophie und der Nationalsozialismus. In: Kurt R. Fischer/Franz M. Wimmer (Hg.): Der geistige Anschluß. Philosophie und Politik an der Universität Wien 1930–1950. Wien 1993, S. 9–35.
Hans Sluga: Der Nationalsozialismus und die Idee der welthistorischen Krise. In: Ilse Korotin (Hg.): Die besten Geister der Nation. Philosophie und Nationalsozialismus. Wien 1994, S. 18–40.
Vgl. Hans Sluga: Der Nationalsozialismus und die Idee der welthistorischen Krise. In: Korotin, S. 30.
Alfred Baeumler an Manfred Schröter: Brief vom 24.3.1950. In: Marianne Baeumler et al.: Thomas Mann und Alfred Baeumler, S. 207.
Vgl. George Leaman: Deutsche Philosophen und das „Amt Rosenberg“. In: Ilse Korotin (Hg.): Die besten Geister der Nation, S. 51.
REM 7207, PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf.
Vgl. PA Steinbeck, BA Ast Zehlendorf sowie George Leaman: Philosophy, Alfred Rosenberg and the Military Application of the Social Sciences. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, S. 243.
„Weltanschauung und Philosophie“, in: Völkischer Beobachter (Norddeutsche Ausgabe), 24.3.1939, S. 5, zit. nach Leaman, Philosophy. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, S. 244. Vgl. auch: Leaman: Deutsche Philosophen und das „Amt Rosenberg“. In: Korotin, S. 52 ff. wo auch einige Passagen der Vorträge diskutiert wurden.
Jürgen Hann-Butry: Reichsleiter Rosenberg in Buderose, in: Gubener Zeitung, 18.–19.3. 39, zit. nach Leaman, Philosophy. In: Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1992, S. 245.
Baeumler: Politische Entwicklung. In Marianne Baeumler et al., S. 197.
Leaman: Deutsche Philosophen. In: Korotin, S. 55. Dies, obwohl Termin und Ort schon festgesetzt waren (8.–12. Oktober 1939 in der Gauschulungsburg Vompaberg bei Innsbruck).
Ernst Mally an den Dekan der Philosophischen Fakultät (Graz?). Personalakt Wolfram Steinbeck. Universitätsarchiv Graz.
Baeumler: Männerbund, S. 130.
Vgl. dazu besonders: Teresa Orozco: Die Platon-Rezeption in Deutschland um 1933. In: Korotin, S. 141–185.
Daß parteikonformes Verhalten nicht ausreichte, zeigt das Beispiel Wien: Einige der 1938 aufgrund ihres politisches Engagements zu „Dozenten neuer Ordnung“ ernannten und neu eingestellten Philosophen wurden ab 1941 von Arnold Gehlen mittels (interner) Gutachten mit der Begründung, daß durch ihre Tätigkeit „die philosophische Wissenschaft eine Förderung oder Bereicherung nicht erfahren“ habe, in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. (Zu Otto Pommer und Walther Schmied-Kowarzik vgl. Ilse Korotin: „Nach verschiedenen Zwischenfällen ist die Arbeit schließlich bei mir gelandet.“ Philosophischer Alltag im Kontext des Nationalsozialismus. In: Korotin, S. 276.)
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Korotin, I. (1999). Deutsche Philosophen aus der Sicht des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS. In: Klingemann, C., Neumann, M., Rehberg, KS., Srubar, I., Stölting, E. (eds) Jahrbuch für Soziologiegeschichte 1995. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99766-1_16
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