Zusammenfassung
Im Vorwort von Wahnsinn und Gesellschaft spricht Foucault davon, daß die folgende Untersuchung „die erste und wahrscheinlich die einfachste der langen Forschungen (ist), die im Lichte der großen nietzscheanischen Forschungen die Dialektik der Geschichte mit den unbeweglichen Strukturen der Tragik konfrontieren will“ (Foucault 1973a: 10f). Foucault spielt auf Die Geburt der Tragödie von Nietzsche an, in der dieser den Trennungsprozeß des logisch Geordneten, des Vernünftigen, des Apollinischen, von seinem Anderen, der rauschhaften Ekstase, der Lust und dem Wahnsinn, kurz: dem Dionysischen, nachspürt. Im Laufe der okzidentalen Entwicklung erfolgt nach Nietzsche eine Grenzziehung zwischen dem Apollinischen und dem Dionysischen, zwischen dem Prinzip der starren Individuation und dem Versuch, das Individuum zur Überschreitung seiner verkrusteten Formen und Grenzen zu bewegen. Zugleich mit der Trennung aber wird die einstmals mögliche tragische Begegnung zwischen den beiden Komplementärphänomenen verschüttet. Es kommt zu einer Verabsolutierung des Sokratismus, des Intellektualismus und damit zu einer Herrschaft des Begriffs. Das, so Nietzsche, ist die Tragödie der abendländischen Kultur.
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Kneer, G. (1996). Wahnsinn und Vernunft. In: Rationalisierung, Disziplinierung und Differenzierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99699-2_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99699-2_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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