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Zusammenfassung

Ein Jahr nach Erscheinen der Archäologie des Wissens hält Foucault am 2. Dezember 1970, anläßlich seiner Berufung an das Collège de France, seine Antrittsvorlesung mit dem Titel Die Ordnung des Diskurses. Ein weiteres Jahr später publiziert er den Aufsatz Nietzsche, die Genealogie, die Historie, einen kurzen, nicht einmal dreißigseitigen Text, in dem er sich über seine methodologischen Grundannahmen erneut klar zu werden versucht. Beide Schriften dokumentieren einen radikalen theoretischen Perspektivenwechsel. Auffallend ist zunächst der kämpferische Unterton, der unüberhörbar beide Arbeiten durchzieht. Kämpferisch hatte Foucault sich schon früher — etwa bei seiner Beschäftigung mit der Geschichte des Wahnsinns — gegeben, diese Haltung war in seinen archäologischen Schriften dann aber immer mehr zugunsten einer (wert)neutralen Begrifflichkeit zurückgetreten. Dieser Veränderung auf der sprachlichen Ebene entspricht eine forschungspraktische Modifikation: Foucault ergänzt die archäologische Diskursanalyse durch eine machttheoretische Untersuchung der historischen Strategien, Kämpfe und Schlachten, die er im Anschluß an Nietzsche Genealogie nennt. Das heißt, von einer Ergänzung ist zunächst offiziell gar nicht die Rede. In der Ordnung des Diskurses etwa unterscheidet Foucault zwei Richtungen, zwischen denen sich seine Analysen bewegen, und zwar eine kritische und eine genealogische Richtung (vgl. Foucault 1991: 38ff). Die archäologische Diskursanalyse, über deren methodologische Prämissen Foucault ein Jahr zuvor ein umfangreiches Buch publizierte, wird hingegen mit keinem Wort erwähnt. Allerdings dürfte Foucault mit dem Begriff der Kritik auf seine früheren archäologischen Untersuchungen angespielt haben; einige Jahre später geht er explizit dazu über, genealogische und archäologische Untersuchungen miteinander zu kombinieren. Damit ist bereits angedeutet, daß die Schriften, die Foucault in den siebziger Jahren veröffentlicht, ebenfalls bedeutende Verschiebungen und Transformationen aufweisen. Das gilt es im folgenden zu berücksichtigen. Gemeinsam ist diesen Arbeiten jedoch, daß in ihnen, wie angedeutet, der Begriff der Macht zur neuen Zentralkategorie des Foucaultschen Theorieunternehmens erhoben wird.

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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Kneer, G. (1996). Macht, Disziplin und Gesellschaft. In: Rationalisierung, Disziplinierung und Differenzierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99699-2_10

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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