Zusammenfassung
Die im Wesentlichen empirisch orientierte Bildungsforschung untersucht nach Auffassung der meisten Experten Bildungsprozesse auf mehreren Ebenen: auf der Makroebene gesellschaftlicher Prozesse ebenso wie auf institutionen- und organisationsbezogenen Ebenen und der Ebene individueller Bildungsprozesse (Beck/Kell 1991; Tippelt 1998); hinzu kommen auf allen Ebenen Fragen der Förderung und Beratung und unterschiedliche Kontexte. Bildungsforschung wird damit zu einem Sammelbegriff, der eine Vielfalt von Forschungsfragen, methodischen Strategien und theoretischen Ansätzen umfasst und eine interdisziplinäre Sichtweise nahelegt und der von Bruner (1990) kritisierten Kompartmentalisierung entgegen steht. Bildungsforschung ist damit zumeist problemorientiert und eine Kategorisierung als eher philosophisch, psychologisch oder pädagogisch zumeist artifiziell und wenig produktiv (Phillips 1996, S. 1006). Viele für die Bildungsforschung wichtige Ansätze haben zudem unterschiedliche philosophische Traditionen, von denen hier zwei besonders hervorgehoben werden sollen: die Philosophie des amerikanischen Pragmatismus — wie sie insbesondere von William James und Dewey weiterentwickelt wurde — und die analytische Philosophie, die wichtige Grundlagen für die moderne Handlungstheorie schuf. Der amerikanische Pragmatismus bildete eine wichtige Voraussetzung für Reformprojekte in unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen und beeinflusste die Konzeption von Bildungszielen und deren instruktionaler Unterstützung ebenso wie Fragen der Qualitätskontrolle und Beratung (vgl. Bereiter 1999). John Dewey konnte sich die Weiterentwicklung des Denkens und der Forschung ohne die „aktive und handelnde Seite der Erfahrung“ gar nicht anders vorstellen (Dewey 1989, S. 196), denn Verantwortung und moralische Werte zeigten sich erst in den antizipierten Konsequenzen zielorientierten Handelns (Dewey 1989, S. 205ff.).
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Gerstenmaier, J. (2002). Philosophische Bildungsforschung: Handlungstheorien. In: Tippelt, R. (eds) Handbuch Bildungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99634-3_8
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