Zusammenfassung
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches im Frühsommer 1945 begann in allen Bereichen des öffentlichen Lebens der Wiederaufbau. Auf einigen Gebieten, wie etwa dem Schulwesen, standen die Verantwortlichen nach den ideologischen Irrwegen des Dritten Reiches vor der Frage, ob die alten Strukturen und Mechanismen wiederhergestellt oder ob nicht besser ein neuer reformatorischer Weg beschritten werden sollte. Während in den drei Westzonen keine derartige bildungspolitische Umorientierung erfolgte, wurde in der SBZ, analog zur weitergehenden Entnazifizierung des Schrifttums, diese Zäsur gewagt und trotz vieler negativer Auswirkungen durchgestanden. So standen den 1.500 Titeln, die in den Westzonen indiziert wurden, in der SBZ fast 13.000 Monographien und über 1.500 Zeitschriften gegenüber. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde sofort eine Neustrukturierung des gesamten Schulwesens eingeleitet, die jedoch weniger an die bildungspolitischen Forderungen der Weimarer Zeit anknüpfte, sondern vielmehr auf die ideologischen Konzeptionen der KPD im Moskauer Exil zurückging. Eines der Hauptziele der sowjetzonalen Bildungspolitik war dabei die Heranziehung einer neuen, antifaschistischen Intelligenz, da die alte bürgerliche Bildungselite sich durch ihre Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus weitgehend kompromittiert hatte (Kotowski 1956: 335).
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Mertens, L. (1999). Der Austausch einer Funktionselite. Die sogenannten Neulehrer in der SBZ/DDR. In: Hornbostel, S. (eds) Sozialistische Eliten. Reihe „Soziologie der Politik“, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99558-2_2
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